Kiel ist eine vielfältige, solidarische und offene Stadt. Menschen mit Einwanderungsgeschichte sind ein unverzichtbarer Teil unserer Stadtgesellschaft. Sie leisten – oft unter schwierigen Bedingungen – einen entscheidenden Beitrag zum Funktionieren unserer Wirtschaft, der sozialen Infrastruktur, des Bildungs- und Gesundheitswesens sowie zum kulturellen Leben – in Vereinen, Nachbarschaften und im Ehrenamt.

Um dem Rechnung zu tragen, beauftragen alle demokratischen Ratsfraktionen die Verwaltung in einem gemeinsamen interfraktionellen Antrag aller demokratischen Kieler Ratsfraktionen, eine Kampagne mit dem Arbeitstitel „Nicht ohne uns!“ zu konzipieren. Ziel der Kampagne ist es, die Bedeutung von Migrant*innen und Bürger*innen mit Einwanderungsgeschichte für die Stadtgesellschaft Kiel eindringlich sichtbar zu machen und ihnen die gebührende Wertschätzung entgegenzubringen.

Dazu erklärt Ratsmitglied Ove Schröter für die Ratsfraktion DIE LINKE/Die PARTEI:

„Viele der Tätigkeitsfelder, in denen Geflüchtete und Zugewanderte arbeiten, gelten als Mangelberufe, in denen eine hohe Arbeitskräftenachfrage einem vergleichsweise geringen Arbeitsangebot gegenübersteht. Zudem arbeiten zum Beispiel von den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Syrer*innen 62 % in systemrelevanten Berufen im Gesundheitswesen, im Bereich Transport und Logistik oder in der Nahrungsmittelproduktion. Bei den deutschen Beschäftigten sind es dagegen nur 48 %.  Eine Ausreise dieser Arbeitskräfte bedeutet für unser System also kurz- oder mittelfristig den Zusammenbruch. Das betrifft selbstverständlich auch die Landeshauptstadt Kiel. Sogar erheblich: Ende des 1. Quartals 2025 hatten 30,8 % der Kieler Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Deshalb muss die Stadt alles in ihrer Macht stehende versuchen, um den für uns unverzichtbaren Kieler*innen mit Migrationsgeschichte ihren Dank und ihre Verbundenheit auszudrücken und sie zum Bleiben bzw. zum Herkommen zu bewegen!

Ich möchte mich beim Forum für Migrant*innen für die Bereitschaft, hier tatkräftig zu unterstützen, bedanken. Und auch ein ‚Danke!‘ an den SSW, die Kooperation und die CDU für die Zusammenarbeit und dennoch schäme ich mich, dass wir uns zusammen für einen Antrag einsetzen müssen, bei dem es eigentlich um eine Selbstverständlichkeit geht, über die niemand reden müssen sollte: Achtung und Respekt gegenüber Menschen!“

Maik Kristen, Ratsherr der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, sagt:

„Kiel lebt durch Vielfalt. In Krankenhäusern, Kitas, auf den Baustellen, in Vereinen und in der Nachbarschaft. Mit dem heutigen Ratsbeschluss zur Kampagne ‚Nicht ohne uns!‘ setzen wir in der Stadt ein kraftvolles Zeichen: Kiel lebt durch alle, die hier wohnen und arbeiten. Die Geschichten und Gesichter von Menschen mit internationaler Geschichte gehören mitten ins Rampenlicht. Ohne sie wäre unsere Stadt nicht das, was sie ist: lebendig, vielfältig und stark. Die Kampagne wird genau das sichtbar machen. Sie wird von all jenen erzählen, die unsere Stadt mit Ideen, Kultur und Engagement bereichern. Wichtig dabei: Das Forum für Migrant*innen wird von Anfang an einbezogen. Die Kampagne soll aus der Stadt kommen, von den Menschen selbst getragen. Kiel funktioniert nur gemeinsam. Diese Kampagne wird das zeigen – nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit offenen Armen und lauter Stimme.“

Der Vorsitzende der CDU-Ratsfraktion, Ratsherr Carsten Rockstein erklärt:

„Mit dem Antrag ‚Nicht ohne uns!“ wollen wir als CDU-Ratsfraktion gemeinsam mit allen anderen demokratischen Parteien ein starkes Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund in Kiel setzen.

Ihr Beitrag in systemrelevanten Bereichen wie dem Gesundheitswesen, der Pflege oder der Bildung ist unverzichtbar für das Funktionieren unserer Stadt. Die geplante Kampagne soll diesen Einsatz sichtbar machen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Kiel braucht diese Menschen – und wir als Stadtgesellschaft wollen deutlich sagen: Ihr gehört zu uns, und wir sind dankbar für alles, was Ihr leistet.“

Nesimi Temel, migrationspolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, erklärt:

„Meine Eltern kamen als sogenannte Gastarbeiter*innen nach Deutschland. Sie haben hart gearbeitet – oft ohne Anerkennung, aber mit Würde. Heute sagen wir als Stadt: Kiel funktioniert nicht ohne Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Nicht als Geste – sondern als klare Haltung: Ihr gehört dazu. Nicht irgendwann. Sondern jetzt.“

Und Ratsmitglied Jaqueline Hörlöck von der SSW Ratsfraktion fügt hinzu:

„Ein erheblicher Teil der Kieler*innen mit Migrationsgeschichte arbeitet in vielfältigen Bereichen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten – im Gesundheitswesen, in der Pädagogik, im Handwerk, in der Kultur, im Ehrenamt – unter erschwerten Bedingungen, oft mit weniger Anerkennung, mit strukturellen Hürden, mit Alltagsrassismus. Damit muss Schluss sein. Wir fordern, dass diese Kampagne gemeinsam mit dem Forum für Migrant*innen gestaltet wird. Nicht über Menschen reden, sondern mit ihnen. Ihre Perspektiven, ihre Sprache, ihre Bilder gehören ins Zentrum.“