Haushalt 2017: nachhaltige Investitionen in die soziale Stadt

Zum Haushalt 2017 erklären die Fraktionsvorsitzenden der Kooperation Dr. Hans-Friedrich Traulsen (SPD), Lydia Rudow (Grüne) und Marcel Schmidt (SSW):

„Der Entwurf des Haushaltes 2017, den Oberbürgermeister Ulf Kämpfer und Kämmerer Wolfgang Röttgers vorgelegt haben, setzt die Politik der nachhaltigen Investitionen in die soziale Stadt fort. Wir unterstützen diesen Weg ausdrücklich! Das geplante Defizit für das Jahr 2017 fällt – bei konservativer Schätzung der Einnahmen – im Vergleich zu früheren Schätzungen mit laut Nachmeldeliste unter 20 Mio. Euro deutlich geringer aus. Wir danken der Verwaltung für die geleisteten Anstrengungen für eine nachhaltige Finanzpolitik, die Investitionen in die Zukunft der Stadt und in den sozialen Zusammenhalt in der Stadt verbindet.

Insgesamt für 2017 nun geplante rund 48 Mio. Euro Investitionen belegen, dass der Haushalt nachhaltig für eine wachsende Stadt ausgerichtet ist. Mit über 6 Mio. Euro für eigene Projekte am Schusterkrug und in der Havemeisterstraße wird beim Wohnungsbau ein wichtiger Schritt unternommen. Die Mittel bilden hier die von uns beschlossene Richtung in der Finanzplanung der Stadt gut ab.“

Zu den von der Kooperation vorgelegten Änderungsanträgen zum Haushalt erläutern Traulsen, Rudow und Schmidt:

„Unsere Politik für Kiel ist eine Politik für alle. Wir wollen den guten Haushaltsentwurf daher ergänzen um Anträge, die das gesellschaftliche Zusammenleben und die Teilhabe einzelner Gruppen in der Stadt in den Fokus nehmen.

Im Kieler Förderprogramm für den gesellschaftlichen Zusammenhalt stehen 100.000 Euro zur Verfügung. Damit wollen wir möglichst viele Bürgerinnen und Bürger an dem gesellschaftspolitisch notwendigen Dialog und Diskurs beteiligen und der Entstehung von extremen Haltungen entgegenwirken. Gleichzeitig wollen wir Initiativen unterstützen, die Zugänge zu wichtigen gesellschaftlichen Lebensbereichen bzw. Begegnungen von Menschen mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund ermöglichen. Insbesondere wollen wir Netzwerke stärken und bürgerschaftliche Aktivitäten anregen und unterstützen, die darauf zielen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, gruppenbezogene Vorurteile zu überwinden und Teilhabe für alle Bevölkerungsgruppen in Kiel zu sichern. Gute Beispiele für solche Projekte sind der interkulturelle und der inklusive Chor der Rock & Pop Schule, die jeweils 6.000 Euro aus dem Fonds erhalten. Der Kulturfonds Migration mit 10.000 Euro und der Fonds zur Anerkennung der Willkommenskultur mit 40.000 Euro gehen in diesem Förderprogramm auf.

Die Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für MigrantInnen (ZBBS) leistet mit ihren Projekten einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten, wir unterstützen die Beratungs- und Fortbildungstätigkeiten sowie die kulturelle Arbeit mit MigrantInnen daher in 2017 mit 60.000 Euro und ab 2018 mit 80.000 Euro jährlich.

Auch der Treff- und Informationsort für MigrantInnen (TIO) erhält zusätzliche 40.000 Euro.

Mit 250.000 Euro pro Jahr stärken wir die sozialpädagogische Arbeit der Regionalen Berufsbildungszentren. Die vielen Schülerinnen und Schüler die an diesen erfolgreichen Schulen lernen, erhalten so zusätzliche Unterstützung.

Um auf konkrete Bedarfe in Nachbarschaften mit nicht ausreichend beleuchteten Straßenzügen umfassend reagieren zu können und um das allgemeine Sicherheitsbedürfnis der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, erhöhen wir die jährlichen Mittel für Straßenbeleuchtung um 75.000 Euro, die Freigabe erfolgt durch den Bauausschuss.

Jeweils 20.000 Euro haben wir für zwei Förderprogramme vorgesehen, die den älteren Menschen in Kiel helfen. Dabei stehen Projekte der Mehrgenerationenarbeit und der Teilhabe von Menschen mit Demenz im Fokus.

Das PETZE-Institut für Gewaltprävention benötigt für das Angebot „Echte Schätze“ zur Prävention und Intervention von sexuellem Missbrauch für Kieler Kindertagesstätten 38.000 Euro im Jahr, die wir bereitstellen. Wir folgen damit dem schon im Jugendhilfeausschuss gestellten Antrag der Kreisarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtsverbände.

Klimaschutz spielt auch in der Weiterentwicklung der Mobilität eine große Rolle. Wir führen daher einen Fonds mit 50.000 Euro ein, mit dem Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität finanziert werden. Gleichzeitig passen wir die Bedingungen für die sogenannte Albig-Plakette an die Klimaschutzziele an und nehmen so 50.000 Euro mehr durch Parkgebühren ein.

Das im November beschlossene Kleingartenentwicklungskonzept ist bei allen Beteiligten auf große Zustimmung getroffen. Wir wollen im nächsten Jahr die ersten Maßnahmen umsetzen und stellen dafür 50.000 Euro bereit.

Den Zuschuss der Jungen Bühne auf der Kieler Woche erhöhen wir auf 8.000 Euro, um dieses herausragende Angebot zu erhalten.

Der Verein Dansk Skoleforening for Sydsleswig e.V. erhält einen Zuschuss von 2.500 Euro zur Pflege der dänischen Sprache und Kultur in Kiel und um mit Dänischunterricht für Erwachsene die grenzüberschreitende Verständigung zu fördern.

Zu den weiteren Schwerpunkten des Haushaltes ergänzen Traulsen, Rudow und Schmidt:

„Der Haushalt stellt Mittel für viele wichtige Projekte bereit, die die Politik der Kooperation für Kiel abbilden:

Wir bleiben auf Kurs bei der Priorität für Bildung und führen das von uns beschlossene Schulbauprogramm fort. Dabei investiert die Stadt Millionenbeträge unter anderem für die Mensa und Oberstufenräume der Humboldtschule (1,3 Mio.), die Johanna-Mestorf-Schule (2,1 Mio.) und die energetische Sanierung der Sporthalle der Muhliusschule (1,1 Mio.). Der Nettoaufwand für Schulen beträgt insgesamt 70 Mio. Euro. Die Regionalen Berufsbildungszentren werden weiterhin mit 2,5 Mio. Euro finanziert. Die Planungen für Sanierung und Bau von Ersatzgebäuden für das RBZ 1 laufen, im Haushalt 2017 stehen 5,5 Mio. Euro für das Gebäude 18 B zur Verfügung. Alle Maßnahmen sollen bis zum Jahr 2020 abgeschlossen sein.

Das Angebot der Kinderbetreuung wird auch im Jahr 2017 weiter verbessert. Zu den Investitionen gehört zum Beispiel der Ersatzbau der Kita Georg-Pfingsten-Straße (1,5 Mio.). Wir erreichen inzwischen einen Nettoaufwand für Kindertagesstätten von 72,3 Mio. Euro. Mit 37,1% Betreuungsquote schreitet der Ausbau bei den Unter-Dreijährigen trotz wachsender Bevölkerung ebenso weiter voran wie im Grundschulbereich (74,9%). Für Kinder zwischen 3 und 6 Jahren besteht bereits seit Jahren nahezu eine Vollversorgung. In der wachsenden Stadt Kiel sind hier weitere Anstrengungen nötig.

Schulsozialarbeit unterstützt die Jugendlichen individuell in ihrem Bildungserfolg. Wir haben daher die Schulsozialarbeit stark ausgebaut und 28 Vollzeitstellen auch nach Wegfall der Bundesmittel weiter finanziert. Seit diesem Jahr unterstützt das Land diese wichtige Aufgabe, sodass im nächsten Jahr über 32 Vollzeitstellen – im Durchschnitt mehr als eine halbe Stelle pro Schule – eingesetzt werden können. Bildungsübergänge zu gestalten ist weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt unserer Politik. Die geplante Einrichtung einer Jugendberufsagentur unterstützen wir daher.

Das Projekt Kleiner Kiel-Kanal hat eine neue Dynamik in der Innenstadt ausgelöst – private Investitionen in Höhe von über 350 Mio. Euro sind in der Altstadt bereits angekündigt, viele Projekte wie der Umbau des Schlossquartiers laufen auf Hochtouren. Die vorbereitenden Arbeiten für den Kleinen Kiel-Kanal sind im Gange und das Verkehrskonzept steht. Im Jahr 2017 starten wir mit dem Bau! Auch der Neubau des ZOB läuft kontinuierlich. Die Stadt investiert hier weitere 3,3 Mio. Euro.

Das Sport- und Freizeitbad wird im Herbst 2017 eröffnet! Die Arbeiten befinden sich im Zeitplan. Wir setzen uns auch für die Sanierung der Schwimmhalle Schilksee und des Eiderbades Hammer ein. Den Erhalt des Freibades Katzheide wollen wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sicherstellen.

Mit dem ökologisch nachhaltigen und effizienten Kraftwerk auf dem Ostufer unterstützen wir die Energiewende. Nachdem der Baubeschluss im November gefallen ist, geht es endlich los! So kann das Kraftwerk bereits zum Winter 2018/2019 die Fernwärmeversorgung weiterhin sicherstellen. Das Kohlekraftwerk geht vom Netz und die Klimabilanz der Stadt verbessert sich deutlich.

Wir entwickeln das MFG 5-Gelände zu einem neuen Vorzeigequartierl Für vorbereitende Arbeiten sind 2017 1,2 Mio. Euro veranschlagt.

Der Umbau der Anschlussstelle Kiel-Mitte der A 215 und damit die Verlängerung des Mühlendamms ist ein wichtiges Projekt für die Zukunftsfähigkeit der Verkehrsanbindung und die Entlastung der Stadtteile. Die Arbeiten sind nun endlich gestartet. 7,7 Mio. Euro sind dafür im Haushalt veranschlagt. Sanierung und Umbau von Straßen und Wegen verbessern die tägliche Mobilität der Menschen und werden konsequent umgesetzt.

In diesem Jahr hat der Seehafen mit boomendem Kreuzfahrtgeschäft und der Ansiedlung der schwedischen Firmen SCA und Iggesund Paperboard einen weiteren Entwicklungssprung gemacht. Für die Erweiterung des Ostuferhafens auf dem ehemaligen Ortopedia-Gelände in Dietrichsdorf werden Fördermittel in Höhe von 8,85 Mio. Euro investiert.

Die neue Leitstelle am Westring (2 Mio. Euro) ist ein wichtiger Schritt für die Zukunftsfähigkeit von Feuerwehr und Rettungsdienst. Mit Investitionen von 12 Mio. Euro gehen wir weiter gegen den Sanierungsstau in der Stadtentwässerung vor.

Das öffentliche Grün sorgt dafür, dass Menschen in ihren Stadtteilen Erholungsgebiete finden. Wir investieren für den Erhalt 1,6 Mio. Euro.

Viele soziale und kulturelle Einrichtungen leisten wertvolle Dienste für die Stadtgesellschaft. Wir fördern ihre Arbeit über Zuwendungsverträge weiter mit über 12 Mio. Euro im Jahr. Beispielsweise erhält die Stadtmission 515.000 Euro für die Betreuung Wohnungsloser. Die offene Altenarbeit von AWO, DRK und Diakonie Altholstein wird mit 705.000 Euro finanziert. Das Kinderschutzzentrum erhält 348.000 Euro. Der Wiederaufbau des Hofs Akkerboom läuft und ist mit weiteren 400.000 Euro berücksichtigt.

Für ihre Arbeit gebührt der Stadtverwaltung besonderer Dank. Wir werden dem Haushalt gerne zustimmen. Wir erkennen dabei auch die Bereitschaft von Bund und Land an, die Kommunen endlich finanziell stärker zu unterstützen und Aufgaben auch mit Finanzmitteln zu unterlegen. Mit Sorge beobachten wir dabei aber auch die Möglichkeit, dass der Bundesgesetzgeber die Kommunen bei Reformen der Sozialgesetzgebung wie dem Bundesteilhabegesetz oder der Pflege erneut belasten könnte.“