Den Kieler Seehafen zum Green Port weiter entwickeln

Rede von Lutz Oschmann, Sprecher für Verkehrspolitik, in der Ratsversammlung am 20. Juli 2017 zum Konzept Green Port (Drs: 0722/2017):

Der Kieler Seehafen ist konkurrenzfähig und hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt. Dafür Anerkennung und Dank an die Belegschaft, die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat! Neben dem wirtschaftlichen Erfolg sollte sich ein Hafen auch um sein Image und seine Zukunftsfähigkeit kümmern. Hier setzt das Konzept des Green Port Kiel an, zu dem wir den Oberbürgermeister bitten, es zu entwickeln und der Ratsversammlung vorzulegen. Der erste Aufschlag für diesen Antragtext kam vom Ratsherrn Wolfgang Schulz.

Die Schadstoffbelastung durch die Schifffahrt wird breit diskutiert, es geht im Wesentlichen um CO2, Stickoxide (NO2) und Feinstaub. An Kreuzfahrtschiffen auch neuerer Bauart sind hohe Konzentrationen an Feinstaub gemessen worden. Viele Menschen in Kiel fühlen sich belästigt. Und wenn die Kieler Krankenhäuser ihre Fenster schließen müssen, weil Kreuzfahrtschiffe im Kieler Hafen liegen, dann besteht Handlungsbedarf!

Die Zeiten sind vorbei, in denen Schiffe im Kieler Hafen Schweröl verbrennen, trotzdem müssen wir die Schadstoffbelastung aus dem Hafenbetrieb senken.

Nach meinen Informationen gibt es keine Schadstoffmessungen in der Umgebung der Kieler Häfen. Für die letzten Planfeststellungsverfahren sind 2005 und 2007 die Schadstoffbelastungen theoretisch berechnet worden. Das ist 10 Jahre her und erst seitdem gibt es den Kreuzfahrtboom.

Das Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung misst regelmäßig die NO2-Konzentrationen in der südlichen Nordsee und gesondert den Beitrag der Schiffe. Das wäre ein möglicher Auftragnehmer für Messaufgaben. Nun gibt es im politischen Raum die Auffassung, dass Schadstoffmessungen dem Kieler Hafen schaden. Das ist doch ein Denkfehler. Wie wollen wir denn nachweisen, dass unser Hafen durch bestimmt Maßnahmen „greener“ geworden ist. Das geht doch nur im Vergleich mit gemessenen Daten.

Ein erheblicher Teil der Schadstoffbelastung stammt von den Schiffen, die den Nord-Ostsee-Kanal nutzen.

Ein Referent für Verkehrspolitik beim NABU in Berlin hat zusammen mit dem NDR Fernsehen Feinstaubmessungen in Kiel gemacht. Er hat auf dem Seehafengelände auf dem Westufer und in einer Wohnung in Gaarden gemessen.

In beiden Fällen ergaben sich Feinstaubkonzentrationen, die deutlich über den Werten einer stark befahrenen, sechsspurigen Autobahn liegen. Das sind sicher Einzelergebnisse und keine repräsentativen Messungen, die müssen noch erfolgen.

Die Landstromversorgung der im Hafen liegenden Schiffe ist ein großes Thema. Der Seehafen hatte in seinen Wirtschaftsplänen immer wieder Ansätze für die Landstromversorgung. Bislang scheiterte das an den hohen Stromkosten in Kiel. Bei der Color Line soll die Kostendifferenz von Landstrom zu dem selbst erzeugten Strom aus den eigenen Hilfsdiesel bei 380.000 € jährlich liegen. Trotzdem ist die Landstromversorgung ein richtiger Ansatz, zumal die Color Line-Schiffe dafür schon umgerüstet sind und in Oslo mit Landstrom versorgt werden.

Die weitere Frage lautet: Können Schiffe mit alternativen Energien angetrieben werden? Eine Möglichkeit ist methanisierter Wasserstoff aus der Windstromproduktion.

Dem Schiffsantrieb mit LNG (Liquefied Natural Gas) wird eine große Zukunft vorhergesagt. Die Nutzung von LNG verringert deutlich die CO2-, die NOX- (Stickoxid-) und die Feinstaubbelastung gegenüber der Marinedieselnutzung. Beim CO2 beträgt die Reduzierung 25% beim NOX sogar 90%, der Partikelausstoß ist minimal. Der Nachteil soll nicht verschwiegen werden, für die gleiche Energiemenge ist mehr Tankvolumen notwendig. Aber auch LNG ist noch ein fossiler Rohstoff, es gibt Emissionen aus der Förderung in der Tiefsee und durch Leckagen im Transport. In Brunsbüttel wird der Aufbau eines LNG-Terminals geplant und von der Landesregierung unterstützt. Die neue AIDAPrima wird während der Hafenliegezeiten in Le Havre, Hamburg, Southampton und Zeebrügge mit LNG versorgt.

Ein weiteres wichtiges Thema ist der Gütertransport auf der Schiene. Am Terminal des Schwedenkais hat sich der Schienenverkehr gut weiterentwickelt, die Planungen für ein drittes Gleis erhöhen noch die Kapazitäten. Im Ostuferhafen haben wir noch Luft nach oben. Ein gesteigerter Schienengüterverkehr kann die Verkehrsbelastung des Ostrings durch die LKWs verringern.

Die Schadstoffbelastung durch Kreuzfahrtschiffe ist weltweit ein Thema. Vor kurzem kam die Meldung aus Norwegen, dass fünf bekannte Fjorde, darunter auch der berühmte Geirangerfjord, für ältere Kreuzfahrtschiffe gesperrt werden sollen wegen der Schadstoffbelastung. Bis Ende 2018 wird ein entsprechendes Regelwerk erarbeitet.

Wir schlagen vor, über ein ökologisches Hafenentgeld analog zum Hamburger Hafen nachzudenken. Wer Landstrom bezieht oder LNG nutzt, erhält Ermäßigungen. Wichtig ist für uns eine Vernetzung mit den Mitbewerber-Häfen, um keine Wettbewerbsnachteile für Kiel zu erzeugen, aber mehr für die Umwelt zu erreichen.

Der Weg zu einem Green Port Kiel ist nicht einfach und er wird Jahre dauern, wir müssen aber jetzt die ersten Schritte machen. Ein Green Port Kiel passt bestens zur Klimaschutzstadt Kiel.

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