Holtenau: „Breite Allianz“ ohne Argumente 25. April 20182. Februar 2021 „Auch diese ,Große Koalition‘ braucht kein Mensch!“ Mit diesen Worten kommentiert Arne Stenger, Kieler Ratsherr von Bündnis 90/Die Grünen, den Auftritt von SPD, CDU, FDP, SSW, DGB und IHK („Breite Allianz für den Flughafen“) am Dienstag, 24. April 2018. „Überzeugende Argumente bleiben weiterhin Fehlanzeige“, kritisiert Arne Stenger. Stattdessen ziehe dieses Sextett städtische Gutachten und Berechnungen in Zweifel, frei nach dem Motto: „Was nicht zur Argumentation passt, wird passend gemacht!“ Die sechs Argumente, die aus Sicht der Allianz für den Verkehrslandeplatz in Holtenau sprechen, sind für Arne Stenger schnell entkräftet: Wer den Standort Kiel gut an den Rest der Welt anbinden will, solle sich mehr Gedanken um den Breitbandausbau als um eine Landebahn für Sportflieger*innen machen. Güter kämen auch im 21. Jahrhundert über Schiene, Wasser und Straße. Und für die überwältigende Mehrheit der Kieler Unternehmen bleibe ein Privatjet für den Transport von Mitarbeiter*innen ein (Alp-)Traum. Auch die immer wieder wiederholte These, dass Aufträge verloren gingen, ist mehr als wackelig: Betriebswirtschaftlich betrachtet, spielen Qualität und Preis eine wichtigere Rolle als Bequemlichkeit bei der Anreise. Die „gut 70 hochqualifizierten Arbeitsplätze“ in Holtenau wolle niemand vernichten, stellt Arne Stenger klar. Aber nach einer Umwandlung des Verkehrslandeplatzes in einen mischgenutzten Stadtteil könnten etwa 40 Hektar Gewerbefläche Platz für bis zu 2600 Arbeitsplätzen schaffen. Beim Erhalt der Landebahn blieben bestenfalls 18,6 Hektar Gewerbefläche übrig. „Warum sich ausgerechnet jetzt Hochtechnologie aus der Luftfahrtbranche auf diesem Landeplatz niederlassen soll, bleibt das Geheimnis der Befürworter“, so der grüne Ratsherr weiter. Und: „Schließlich ist dieses Wunder in den vergangenen zehn Jahren ausgeblieben.“ Dass die Zukunft der Transplantationsmedizin an dem Verkehrslandeplatz hängt, ist für Arne Stenger ein bewusst produzierter Mythos. Auch in anderen Städten ohne Flughafen, zum Beispiel Regensburg oder Bad Oeynhausen, gebe es Transplantationsmedizin. Das bereits in Hannover und Freiburg eingesetzt Organ-Care-System verlängere Transportzeiten für Organe wie Herz und Lunge. Und ein Hubschraubertransport vom Lübecker Flughafen, der ein leistungsfähigeres Instrumentenlandesystem als Kiel habe, bedeute ein Verzögerung von zehn Minuten. Dass Transporte damit womöglich etwas teurer werden, dürfe ja wohl kein Argument sein, wenn es um Menschenleben geht. „Überhaupt keine Antworten hat diese Allianz für die Frage, wo in Kiel der dringend benötigte, bezahlbare und öffentlich geförderte Wohnraum entstehen soll“, kritisiert Arne Stenger. Weder im Kieler Süden noch in Suchsdorf-West werde absehbar bezahlbarer Wohnraum in ausreichender Zahl entstehen. Und dass die Planung und Erschließung in Holtenau länger dauern soll als an anderen Standorten , sei weder logisch noch nachvollziehbar. „Die Wohnungsnot in Kiel zwingt uns geradezu, endlich zu handeln“, sagt der grüne Ratsherr. „Und wo ginge das besser als auf Flächen, die wie der Verkehrslandeplatz bereits der Stadt gehören? Dort könne ein Stadtteil entstehen, der gemeinsam mit dem MFG-5-Gelände eine städtebauliche Lücke zwischen und den gewachsenen Stadtteilen Holtenau und Friedrichsort schließt. Das unterscheidet nach Stengers Auffassung diese Idee auch von Planungen im Kieler Süden oder in Suchsdorf, wo jegliche benachbarte Infrastruktur fehle. „Der Kieler Norden und Holtenau sind außerdem über die Bundesstraße optimal an das Fernstraßennetz und die Autobahn angeschlossen, welches in diesem Bereich auch noch nicht so überlastet ist, wie beispielsweise bei der Anbindung des Kieler Südens“, sagt Arne Stenger. Dort wird die bereits bestehende Belastung des Theodor-Heuss-Rings zusätzlich erhöht, denn nur über diesen kommt man von dort in die Innenstadt oder auf die Autobahn. In Suchsdorf-West fehlt eine Anbindung an das Fernstraßennetz noch komplett und müsste zunächst geplant und umgesetzt werden.