Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Ratsmitglieder, liebe Verwaltung, liebe Gäste

Wir verabschieden heute den Rat für Kriminalitätsverhütung und ich möchte Sie alle in diesem Zusammenhang an Ulrich Becker erinnern. Er hat 2013 in Kiel Dietrichsdorf sein Leben verloren, weil er seiner Tochter geholfen hat, die von einem Gewalttäter belästigt worden ist. Leider bezahlte Herr Becker seinen Mut mit seinem Leben.  Um ihm zum Gedenken wurde vom Rat für Kriminalitätsverhütung eine Stein-Stele im Heikendorfer Weg aufgestellt, die die vorbeiziehenden Menschen zum Hinsehen und helfen motivieren soll.

Dieses Jahr jährte sich die Trauerfeier zum 10. Mal und ich durfte stellvertretend für den Stammtisch Nachhaltigkeit einen Blumenstrauß bei der Familie von Herrn Becker vorbeibringen. Der Sohn öffnete die Tür und nachdem er verstand, warum ich seiner Familie einen Strauß vorbeibringe, füllten sich erst seine und dann meine Augen mit Tränen. „Sie hätten nicht damit gerechnet, dass noch jemand an seinen Vater gedacht hätte.“ „Sein Mut ist nicht und wird auch nicht vergessen“.

Und Mut ist es, was wir in Zukunft brauchen werden.

Ich betone, dass die folgende Aufzählung in keinster Weise die Meinung bzw. Haltung meiner Fraktion oder mir selbst darstellt.

„Am Krieg ist nur der Jude Schuld“

„Freiheit für Deutschland“

„Nationalisten sind überall“

„Eure Vielfalt kotzt mich an“

„Achtung hier gilt rechts vor Links“

„Auch ohne Sonne Braun – Sonnenstudio 88“

„White Pride und SS-Symbole“

„Ein Volk steht auf mit (Hakfenkreuzflagge)“

Diese Botschaften sind auf Zettelchen bei Nacht und Nebel im Stadtteil Neumühlen-Dietrichsdorf an Bushaltestellen, am Fähranleger und auch an und in der Fachhochschule aufgetaucht. Sie fallen in den Bereich „politische Kriminalität“, welche der neugegründete Präventionsrat eindämmen soll. Und in Bezug auf die Zettel  sag ich´s mal im typischen engelsgleichen Dietrichsdorfer Sprech:  „die gehen mir richtig auf den Sack“.

All dies zeigt, dass es nicht nur einige schlechte Geschichtslehrer (und ich beziehe mich bewusst auf männliche Vertreter mit dem Kosenamen Bernd) gibt, sondern auch eine Menge Menschen, die im Geschichtsunterricht offensichtlich mit Kreide holen beschäftigt waren. Die wollen, dass Deutschland sich erneut in die tiefen menschlichen Abgründe begibt.

So mancher klagt über Küchentisch-Gespräche mit Menschen, die zwar jetzt in Kiel leben, sich aber dennoch einem anderen Land verbunden fühlen. Man klagt darüber und zeitgleich vertritt man gegenüber den Menschen die Haltung „Herzlich willkommen, ihr seid hier nicht zuhause.“

Als Vater eines 11 Wochen alten Babys weiß ich: bevor ich mich mit Frau und Kind in ein Gummiboot über das Mittelmeer setze, muss es richtig schlimm sein. Diese klagenden Menschen sollen mal einen Schluck aus dem Füllhorn ihrer Fantasie nehmen und sich die Welt vorstellen, aus der diese hilfsbedürftigen Menschen kommen. Aber ich warne Sie, es wird Sie traurig machen und dann wird Sie die Scham packen. Zumindest wenn Sie, wie selbst schon hier von anderen gefordert, moralischen Anstand besitzen.

Wieder meiner Gewohnheit fordere ich heute, statt einzuladen.

Ich fordere Sie alle auf, dieser Satzung zuzustimmen.

Ich fordere Sie alle auf, diesen Präventionsrat mit Leben zu füllen.

Ich fordere Sie alle auf, die mutigen Menschen aus dem Bunten Bündnis für Demokratie Dietrichsdorf, die Omas gegen Rechts und viele weitere Organisationen, wie ZEBRA e.V. zu unterstützen.

Und ich fordere dies von allen, auch von denen die sich lieber enthalten. Die Zeit sich zu enthalten ist vorbei. Und das sage ich auch in Richtung des Vertreters der Basis. Auch Sie kommen aus Dietrichsdorf und es geht um unseren gemeinsamen Stadtteil!

Und ein Versprechen möchte ich noch geben: bevor uns Mutigen die Kraft zum entsorgen dieser Zettel ausgeht, geht den anderen das Papier für die Zettel aus.

Vielen Dank!