Kiel benötigt zusätzlichen Wohnungsbau und weitere Gewerbeflächen, gleichzeitig müssen Flächen entsiegelt werden, damit die Anpassung der Stadt an den Klimawandel gelingen kann. Um Konflikte um das rare Gut Boden zu vermeiden und ein strukturiertes Vorgehen zu initiieren, bringt die grün-rote Kooperation ihren Antrag „Ökologische Flächenstrategie“ in den Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität am 3. September ein. Mit der Strategie soll eine Bilanzierung der Versiegelung ermöglicht und langfristig dafür gesorgt werden, dass jede zusätzliche Versiegelung durch eine Entsiegelung an anderer Stelle kompensiert wird. „Auch wenn wir schon viel für den Klimaschutz tun: Der Klimawandel ist da und wird sich bestenfalls bremsen lassen. Ob Überschwemmung auf der einen oder Hitzewellen auf der anderen Seite: Kiel muss sich gegen diese Gefahren wappnen,“ so Jürgen Meereis, umweltpolitischer Sprecher der Ratsfraktion Bündnis 90/die Grünen. „Der zentrale Erfolgsfaktor für die Klimaanpassung sind unsere Flächen: Mit vorhandener Vegetation bieten sie ein schützendes Mikroklima bei Hitzewellen. Eine möglichst unversiegelte ‚Schwammstadt‘ einschließlich Gründächern nimmt außerdem Starkregen auf und schützt vor Überflutung. Entsiegelte Flächen sind auch ein Wirtschaftsfaktor. Dies gilt nicht nur für die Landwirtschaft, für die die Artenvielfalt von Insekten überlebenswichtig ist. Gerade bei Hitzewellen schützen unversiegelte, begrünte Flächen vulnerable Gruppen, wie kranke und ältere Menschen, aber eben auch die restliche Bevölkerung. Potenziale zur Entsiegelung gibt es reichlich – von komplett asphaltierten Schulhöfen über den innen baumfreien Exerzierplatz bis zu überdimensionierten Parkplätzen vor jedem Discounter.“ Dr. Matthias Hüls, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Ratsfraktion, erklärt: „Mit einer ökologischen Flächenstrategie soll die Inanspruchnahme der begrenzten Ressource von Fläche für die unterschiedlichen städtebaulichen Maßnahmen auf eine nachhaltigere und ökologische Art umgestellt werden. Durch ein Recycling sollen vorrangig bisher versiegelte oder bebaute Flächen auch zur Wiederbebauung genutzt werden, und wo sich die Möglichkeit bietet, bisher versiegelte Flächen wieder entsiegelt werden, um Platz für Begrünung und Versickerung von Niederschlagswasser zu ermöglichen und somit die Folgen des Klimawandels abzumildern. Gleichwohl ist für uns klar, dass die ökologische Flächenstrategie keine Bremse für den dringend notwendigen Wohnungsbau sein darf. Daher ist es uns ein zentrales Anliegen, dass die ökologische Flächenstrategie sämtliche Ziele, die sich die Landeshauptstadt Kiel beim Wohnungsbau gesetzt hat, anerkennt.“