Die Kreismitgliederversammlung von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat am 23.11.06 beschlossen:
Bündnis 90 / Die Grünen setzen sich für eine nachhaltige Zukunftssicherung des bestehenden Gesamtkonzepts der Zufluchtsstätte incl. der Wohn- und Verselbständigungsgruppe des autonomen Mädchenhauses unter der bewährten Trägerschaft des Vereins Lotta e.V. ein. Das geschlechtsspezifische Konzept ist zeitgemäß und notwendig, weil wir wissen, wie viele Mädchen und junge Frauen von Vernachlässigung, (sexualisierter) Gewalt, Zwangsverheiratungen, etc. in Familie und sozialem Umfeld betroffen sind. Über 850 jugendliche Opfer von Gewalt haben bisher stationäre Zuflucht, Schutz und Unterstützung erhalten und somit eine reale Chance für ein gewaltfreies Leben eröffnet bekommen
Die Verweildauer in der Zufluchtsstätte soll sich am notwendigen Bedarf der in Obhut genommenen Mädchen und Zufluchtssuchenden jungen Frauen orientieren. Die Auswirkungen der Ökonomisierung in der Jugendhilfe sind kritisch zu betrachten.
Wir fordern die Ratsfraktion von B90/Die Grünen auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, damit die aktuellen Verhandlungen zwischen der Stadt und Lotta e.V. zu einem Fortbestehen der Zufluchtstätte unter dem Dach des Mädchenhauses führen.
Begründung:
Es ist nach wie vor eine traurige Realität, dass viele Mädchen und junge Frauen in unserer Gesellschaft körperliche, psychische und vor allem sexuelle Gewalt erfahren. Eine Studie des Bundesfrauenministerium aus dem Jahre zeigt, dass von über 10.000 befragten Frauen 37 Prozent körperliche Gewalt erlitten haben, 13 Prozent sexuelle Gewalt. Frauen, die bereits als Mädchen Gewalt erleben mussten, haben ein besonders hohes Risiko, auch als Erwachsene wieder Opfer zu werden.
Oft geschieht dies im familiären Umfeld. Ohne professionelle Hilfe von außen ist es für die betroffenen Mädchen und jungen Frauen kaum möglich, sich aus diesen Gewaltverhältnissen zu lösen.
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich deshalb seit vielen Jahren dafür ein, dass Mädchen und jungen Frauen, die von sexualisierter Gewalt bedroht und betroffen sind, in Kiel eine umfangreiche Unterstützung erhalten.
Mit dem Mädchenhaus in der Trägerschaft Lotta e.V. konnte sich seit Ende der 80ger Jahre auch mit Unterstützung von B90/Die Grünen eine Einrichtung in Kiel etablieren, die mit einem umfangreichen Angebot Mädchen und jungen Frauen in ihrer Not berät, betreut und eine Zufluchtstätte bietet. Das Mädchenhaus genießt mittlerweile dank einer hervorragenden Arbeit über einen außerordentlich guten Ruf und ist bei Mädchen und jungen Frauen in Kiel akzeptiert.
Dies zeigt die hohe Quote von Mädchen, die sich in ihrer Not direkt an das Mädchenhaus wenden.
Mit der Zufluchtsstätte bietet das Mädchenhaus einen geschützten Raum, in dem Mädchen und junge Frauen in Krisen und Belastungssituationen direkt Unterstützung erhalten. Umständliche bürokratische Wege sind dafür nicht notwendig, so dass die Zugangschwelle für die Betroffenen sehr niedrig ist.
Dank Bündnis 90/Die Grünen konnten im Jahre 2004 mit einer Leistungsvereinbarung zwischen der Stadt und Lotta e.V. die Angebote des Mädchenhauses gesichert und ausgebaut werden. Neben der Zufluchtstätte entstanden die Flexiblen Hilfen und die Wohngruppe für Mädchen und junge Frauen, die beim Aufbau einer eigenständigen Lebensführung betreut und beraten werden. Dies ist in Zeiten, in denen in anderen Städten Mädchenhäuser schließen, bzw. ihre Angebote zurückschrauben müssen, ein großer Erfolg.
Die Stadt Kiel finanziert die Angebote von Lotta e.V. mit über 500 000 Euro pro Jahr.
Anders als Ende 2004 geht es in der aktuelle Auseinandersetzung nicht um die Kündigung des Vertrages, oder um Kürzungen der Haushaltsmittel für Lotta e.V.
Es geht darum, das zwischen der Verwaltung und Lotta e.V. derzeit verhandelt wird, ob und wie die vertraglichen Konditionen im Detail auskömmlich ausgestaltet werden.
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich weiterhin dafür ein, dass in Kiel Mädchen und jungen Frauen, die unter den Folgen von körperlicher, seelischer oder sexualisierter Gewalt leiden, auch in Zukunft eine Zuflucht und qualifizierte Betreuung anbieten zu können. Das Fortbestehen des Mädchenhauses in der Trägerschaft Lotta e.V. bietet dafür die optimalen Voraussetzungen.