Konzept Spielleitplanung

Rede von Andrea Hake zum Konzept Spielleitplanung in der Ratsversammlung am 21. September 2017 (Drucksache 0795/2017):

Mit dem vorliegenden Konzept der Spielleitplanung werden die strategischen Ziele „kinderfreundliche Stadt“, „soziale Stadt“ und „kreative Stadt“ in der Landeshauptstadt Kiel räumlich umgesetzt. Das Querschnittsziel „Bürger*innenbeteiligung“ findet als Kerngedanke in allen Umsetzungsschritten Anwendung.

Spielleitplanung – Warum?

Spielleitplanung – Warum? Kinder und Jugendliche brauchen Freiräume – draußen, im Freien, in der Natur. Damit sind nicht einfach nur Spielplätze gemeint, sondern sämtliche Freiflächen im Wohnumfeld. Flächen, die eben nicht nach Erwachsenenmaßstäben lokalisiert, definiert, einsortiert und überplant worden sind. Der Spielplatz mit Schiffsmodell, Indianerfort oder Mondrakete ist schön und gut – aber dort lässt sich dann eben auch nur dieses eine Modell spielen.

Als mein Sohn in den Kinderladen kam, gab es dort in unmittelbarer Nachbarschaft eine kleine wilde Brachfläche – so würden wir Erwachsenen es nennen – mit viel Gestrüpp, zu klein um irgendwie definiert zu sein, zu wertlos, um überplant zu werden – eben eine typische Restfläche. Die Kinder haben sie geliebt – sie hieß „Der Wald“ – ohne auch nur näherungsweise ein Wald zu sein. Dort wurde von Tom Sawyer über Pippi Langstrumpf bis zur Mondlandung so ziemlich alles gespielt. Für Eltern war die Fläche tabu, Erzieherinnen und Erzieher waren nur im Notfall geduldet.

Kinder bewegen sich in einem Spannungsfeld von Bedürfnissen – und das müssen sie auch. Sich ausprobieren, sich vorwagen, Dinge zum allerersten Mal tun, außer Sicht sein, sich in unterschiedlichen sozialen Kontexten erleben und manchmal bis an die Grenze des Erlaubten gehen – das müssen wir Kindern ermöglichen. Dazu dienen unter anderem sog. Freiflächen in der Stadt.

Die Bedürfnisse von Mädchen und Jungen sind bei der räumlichen Entwicklung in vielen Städten und Gemeinden in den letzten Jahrzehnten nicht genügend beachtet worden. Die dramatische Zunahme des Verkehrs sowie der Verlust an Freiflächen haben dazu geführt, dass sich Kinder immer weniger draußen im Freien aufhalten. Es ist mittlerweile eine Binsenweisheit, dass Kinder und Jugendliche, die ohne geeignete Spielräume im Freien aufwachsen, Defizite in ihrer körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung aufweisen. Vor diesem Hintergrund muss das strategische Ziel der kinder- und familienfreundlichen Stadt ernst genommen und umgesetzt werden. Mit der hier vorgelegten Spielleitplanung wird ein neues und innovatives Planungsinstrument auf den Weg gebracht, das die Belange von Kindern und Jugendlichen erstmalig auf der gesamträumlichen Ebene zur Darstellung bringt.

Spielleitplanung – Was ist das?

Spielleitplanung ist ein relativ neues Planungsinstrument, das als informelle Fachplanung das strategische Ziel der kinder- und familienfreundlichen Stadtentwicklung auf der operationalen Ebene umsetzt.

Zentraler Bestandteil ist die Beteiligung von Mädchen und Jungen. Durch die transparente Verzahnung von Planung und Beteiligung wird eine neue Partizipations- und Planungskultur mit der jungen Generation aufgebaut. Das zeichnet die Spielleitplanung als ein zukunftsorientiertes Handlungskonzept aus.

Darüber hinaus richtet Spielleitplanung den Blick aber auf auch auf eine generationsübergreifende Gestaltung von Freiräumen. Es geht deswegen um Räume, die die Lebensqualität für alle Generationen verbessern.

Spielleitplanung setzt damit auch einen planerischen Kontrapunkt gegen eine ausschließlich an weiterer Verdichtung von Innenstädten orientierte Stadtplanung. Es geht um die Verwirklichung eines ganzheitlichen Ansatzes im Sinne einer hohen Lebensqualität für Kinder, Jugendliche, Familien und ältere Menschen in allen Stadtteilen der Landeshauptstadt Kiel.

Insofern gilt mein Dank zunächst dem Amt für Kinder- und Jugendeinrichtungen für die Ausarbeitung dieses Konzeptes. Wir sind gespannt auf Berichte über die Umsetzung und die daraus resultierenden Konsequenzen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

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