Die Europawahl ist eine Richtungsentscheidung für mehr Klimaschutz 25. Mai 20199. März 2021 Von: Jessica Kordouni Kiel wählt Grün. Das Wahlergebnis zeigt, dass den Kieler*innen Umwelt- und Klimaschutz besonders wichtig ist. Es ist aus unserer Sicht auch eine Aufforderung an die Kieler Stadtpolitik, das Tempo jetzt zu erhöhen und noch mehr Kraft in die Umsetzung des Klimaschutzes zu stecken. Das Wahlergebnis hat deutlich gemacht, dass die Bürger*innen mit der aktuellen Klimapolitik zunehmend unzufrieden sind und mehr Engagement von der Politik auf allen Ebenen erwarten. Jetzt liegt es an uns, diese Erwartungen auf kommunaler Ebene zu erfüllen und unsere Vorhaben zu beschleunigen. Klimaschutzstadt bedeutet diesen Anspruch zu erfüllen Nicht nur auf europäischer Ebene muss gehandelt werden. Wir haben hier, vor Ort, in Kiel, die Chance lokal den Klimaschutz zu gestalten. Und zwar gemeinsam mit den Bürger*innen, der Kieler Wirtschaft und der Wissenschaft. Klimaschutz ist mehr als Elektromobilität und Ökostrom. Wir müssen unsere Stadtplanung überdenken, mehr Frei- und Naturräume schaffen und ökologischer handeln. Weniger Wegwerfartikel, weniger Plastik, insgesamt weniger Müll – hier fängt Klimaschutz im Kleinen an und jeder kann im Alltag seinen Beitrag leisten. Aber auch die Stadt muss bessere Rahmenbedingungen schaffen und echte Alternativen anbieten. Zum Beispiel für das Auto. Darum arbeiten wir intensiv am Ausbau des Nahverkehrs und der Stadtbahn, denn uns ist klar: Eine urbane Mobilität besteht aus einem ausgewogenen Mix aus Fuß- und Radverkehr, Nahverkehr und E-Mobilität. Sicherer Radverkehr Um diese Ziele zu erreichen, müssen wir neue Wege gehen und über den eigenen Tellerrand nach Amsterdam oder Kopenhagen schauen. Diese Städte haben die örtliche Infrastruktur für den Radverkehr ausgebaut. Auch wir müssen den öffentlichen Raum neu ordnen und für Radfahrer und Fußgänger mehr Platz schaffen. Radfahrer müssen durch eine klare Fahrradwegeführung durch die Stadt geleitet werden. Das Auto sollte dabei nicht mehr der primäre Maßstab beim Straßenbau sein, wie das noch fast überall der Fall ist. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommen zu erreichen, müssen wir auch über unpopuläre Konzepte wie eine Umweltzone oder die Citymaut nachdenken. Kiel ist für den Menschen da, nicht für das Auto. Nachhaltige Baukultur leben Unzufrieden sind wir Grünen mit der Baukultur in Kiel. Noch immer wird zu wenig auf neue Konzepte für nachhaltiges und klimafreundliches Bauen geschaut. Egal ob Holzbau, Fassadenbegrünung, Solarthermie oder Photovoltaik. Hier sehen wir dringenden Handlungsbedarf, denn gebaut wird nicht für Jahre, sondern für Jahrzehnte. Ebenso müssen neue Mobilitätskonzepte beim Bau neuer Häuser und Quartiere mitgedacht werden. Tiefgaragen und Parkplätze mit E-Ladesäulen sowie sicheren Abstellmöglichkeiten für Pedelecs, Lastenräder und klassische Fahrräder müssen für jedes neue Wohnbauprojekt selbstverständlich werden. Die Bushaltestelle sollte das erste sein, das mitgedacht wird. Zudem darf das Risiko für steigende Heiz- und Energiekosten nicht auf die Mieter*innen abgewälzt werden. Hier müssen wir Investoren frühzeitig in die Pflicht nehmen und besonders bei unseren eigenen Bauprojekten hohe Maßstäbe ansetzen. Nachhaltiger Tourismus statt Ressourcenverschwendung Ebenso müssen wir Vorreiter für nachhaltigen Tourismus in einer Hafenstadt sein. Kreuzfahrten sind heute immer noch mit einem zu hohen Ressourcenverbrauch verbunden. Wir müssen zusammen mit anderen Ostseehäfen die Reedereien in die Pflicht nehmen, möglichst schnell in alternative Antriebe zu investieren und auch Konzepte wie Segel umzusetzen. Zudem stünde es der Sailing City gut zu Gesicht für Reedereien zu werben, die Kreuzfahrten auf Großseglern anbieten, um auch Tourist*innen zu zeigen, dass klimafreundlicher Urlaub auf See möglich ist. Landstromanlagen allein reichen nicht aus. Grün heißt auch Begrünung Wir wollen mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität. Trotz Verdichtung muss Kiel grüner werden. Wir brauchen mehr Bäume und Grünflächen, die Pflanzen und Tiere wertvollen Lebensraum bieten. Bäume sehen nicht nur gut aus und verschönern das Stadt- und Straßenbild, sie verarbeiten auch Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff und sind natürliche Klimaanlagen. Büsche, Tümpel und Blühwiesen bieten Lebensräume für Insekten, Vögel, Amphibien, kleine Säugetiere und viele Pflanzenarten. Das Sterben unserer Biosphäre ist ebenso ein Problem für den Planeten Erde, wie die Klimakrise selbst. Kiel for Future – Wir nehmen den Wählerauftrag Ernst Das Wahlergebnis zeigt auch, dass ein glaubhafter und geradliniger Kurs im Umwelt- und Klimaschutz die Wähler*innen überzeugt, auch wenn solche Forderungen mit erheblichen Widerständen und persönlichen Veränderungen verbunden sind. Die Stadt Kiel ist seit 1995 Klimaschutzstadt, vor 11 Tagen haben wir den Kieler Klimanotstand ausgerufen. Jetzt gilt es zu handeln und Kiel vor 2040 klimaneutral zu machen.