Mobilität in Kiel

Eine hohe Lebensqualität setzt voraus, dass man einfach und bequem von A nach B kommt. Wir setzen uns für eine klimafreundliche Mobilität in Kiel ein. Die besondere Lage an der Förde erfordert nachhaltigen Fährverkehr und innovative Lösungen zur Verbindung der Kieler Stadtteile.

Mobilität und Verkehrswende sind Themen, die zwar nicht Kiel-spezifisch sind, aber für uns alle in der Stadt von Bedeutung sind. Wir alle bewegen uns irgendwie in der Stadt und gehören dabei unterschiedlichen Gruppen an. Mal sind wir Autofahrer*innen, mal Nutzer*innen einer Buslinie, mal fahren wir mit dem Fahrrad zur KiTa und eigentlich sind wir alle nahezu täglich einfach Fußgänger*innen. Das bedeutet für uns, dass wir die gesamte Mobilität in der Stadt im Blick haben müssen. Wie muss sie sich verändern, damit wir uns verändern? Oder haben wir uns bereits gewandelt und die Verkehrsführungen müssen sich eigentlich längst an unsere neuen Nutzungsgewohnheiten anpassen? Multi-Modalität ist da das Stichwort, also dass ich häufig nicht nur ein Verkehrsmittel nutze, wenn ich unterwegs bin. Zu Fuß zur Haltestelle, mit der Stadtbahn weiter oder mit der Fähre über die Förde und dann mit dem Bus oder einem Fahrrad der Sprottenflotte weiter ins Büro. All diese Dinge müssen jedoch sehr gut miteinander abgestimmt sein, damit der Wechsel gut funktioniert.

Diese Dinge betrachten und bewerten wir, zum Beispiel mit einem neuen Parkraumkonzept, mit der Entscheidung, eine Stadtbahn zu errichten und viel mehr Querungen auf der Förde. Alles mit dem Blick auf Umweltverträglichkeit und den dringend notwendigen Klimaschutz, der nicht erst seit dem Ausruf des Climate Emergency unsere Leitlinie ist.


„Die neuen Fähren verbinden Stadt, Gesellschaft und Umland auf klimafreundliche Weise. “

– Daniela Sonders, Ratsfrau

Aufgrund der besonderen Lages Kiels an der Förde, die weit in die Stadt hineinreicht, haben wir den ÖPNV auf dem Wasser stark im Blick. Grüne Initiativen haben dafür gesorgt, dass fast 40 Jahre alte Fähren schrittweise ausgetauscht wurden, dank der Vorarbeit von grünen Menschen wie Lutz Oschmann (gemeinsam mit der Verwaltung) stehen die heutigen Fähren im Bundesvergleich als Vorreiter da. Doch wir sind weiter umtriebig, setzen weiterhin auf klimafreundliche Treibstoffe bzw. auf mehr Elektroantriebe & Ladestationen, um mehr Querungen über die statteiltrennende Förde zu ermöglichen – gemäß unseres Wunsches  immer angebunden an die weiteren Verkehrsmittel. Stichwort: Multi-Modalität (siehe oben).

Neue Nutzungsgewohnheiten – neue Stadt- und Mobilitätsplanung

Doch Kiel ist nicht nur Innenstadt. Wir bewegen wir uns in einem potentiellen Spannungsfeld, das wir gern auflösen möchten. Da sind zum einen die Menschen, die sich aus den außerhalb liegenden Stadtteilen oder sogar aus den Kieler Umlandgemeinden in und durch die Stadt bewegen möchten. Es ist nachvollziehbar, dass man “von außen” möglichst bequem und schnell zur Arbeit, zur Hochschule oder zum Einkaufen kommen will und dabei aktuell das eigene Auto noch sehr nahe liegt. Doch wir dürfen dabei die Bevölkerungsgruppen  nicht vergessen, die im innerstädtischen Bereich leben. Teils an stark befahrenen Hauptstraßen, aber auch in kleinen Seitenstraßen. Zu viel Individualverkehr belastet Menschen mit schlechter Luft, Abgasen und Feinstaub. Es kann quasi nur nachts gelüftet werden, Kinder und Erwachsene müssen täglich entlang dieser Wege, und Krankheiten der Atemwege sind häufig programmiert. Zusätzlich ist der Lebensraum eingeschränkt – ganz gleich, ob Luftholen unter Bäumen, der Spaziergang zum Spielplatz oder auch mal das Sporttreiben. “Flächenkonkurrenz” ist da das Stichwort. Wohnhäuser, Gebäude für Schulen, Gewerbe etc. werden gebraucht, genauso die Straßen, die nun mal schon da sind. Es sind unsere Pläne, die Geh- und Radwege an heutige und kommende Nutzungsgewohnheiten anpassen werden. Wohin mit all diesen Wünschen? Der Blick ohne Scheuklappen zeigt, dass in Kiel noch viel zu viel Platz für den ruhenden Verkehr reserviert ist.

Die Kieler Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen ist auf keinen Fall dafür, die Stadt Kiel komplett autofrei zu gestalten oder jede Art von Parkflächen komplett zu streichen. Doch es muss möglich sein, solche “Selbstverständlichkeiten” zu hinterfragen, denn dieser Parkraum wird deutlich zu häufig von Dauerparkenden (kostenfrei) belegt, obwohl der öffentliche Raum in der Stadt doch eigentlich uns allen gehört.

Dafür möchten wir ein Bewusstsein schaffen, so dass es auch weiterhin möglich ist, Kiel mit dem Auto zu erreichen. Kreuzfahrtgäste oder Gelegenheits-PKW-Nutzende sollten nicht auf Kosten der Allgemeinheit Flächen blockieren, anstatt in Parkhäuser zu fahren oder Stellplätze zu buchen.  Wenn “Dauerparkende” den Raum wieder freigeben, wird für diejenigen, die z.B. mit dem eigenen Wagen zur Arbeit fahren, ausreichend Parkraum verfügbar sein. Verbesserte ÖPNV- und Carsharing-Angebote schaffen eine gute Alternative zum eigenem Auto.


„Wir wollen den Straßenraum umverteilen und so mehr Lebens- und Freiraum für Menschen, lokale Gastronomie und StadtNatur schaffen.“

– Arne Langniß, Ratsherr

Was werden wir mit den freigewordenen Flächen tun? Sie für die Menschen und den Klimaschutz bereitstellen. Breitere Gehwege, mehr Aufenthaltsqualität (z.B. durch mehr Sitzbänke oder Außengastronomie), mehr Stadtgrün sollen die Menschen zurück auf die Straßen der Stadt bringen, um dort gute Luft atmen zu können und unter Leute zu kommen. Mehr Trennung von zu Fuß Gehenden und denen auf dem Fahrrad sorgt dabei zusätzlich für Sicherheit. Dabei sollen die Premium- und Velorouten helfen. Es fällt immer mehr auf: Ampelschaltungen sind vor allem auf motorisierten Verkehr ausgelegt. Die Veloroute 10 zeigt, wie gut und schnell man auf dem Rad unterwegs sein kann, wenn Ampeln und andere Verkehrszeichen nur noch stark eingeschränkt vorhanden sind. Offizielle Erhebungen der Stadt Kiel zeigen, dass diese Fahrradstraße in erster Linie eine Pendler*innenstrecke ist und deutlich seltener für Sport oder Ausflüge am Wochenende genutzt wird.

Es geht los – aber es wird dauern: Die Stadtbahn

Die von uns angestoßenen Pläne wie Premiumradrouten und das neue Parkraumkonzept für den ruhenden Verkehr sind inzwischen genauso auf den Weg gebracht worden wie die Stadtbahn. Fast fünf Jahre haben wir für unser Wahlversprechen des hochwertigen ÖPNV auf eigener Trasse gekämpft und freuen uns nun über den Erfolg. Wichtige Punkte Kiels mit hohem Verkehrsbedarf werden dann für nachfolgende Generationen immer selbstverständlicher mit Bus und Stadtbahn erreichbar sein, und das eigene Auto sollte immer mehr zur Seltenheit werden. Zusätzlich müssen wir jedoch auch die Gebiete im Blick haben, in denen eine potentielle Erhöhung des Verkehrsdrucks sich entweder schon abzeichnet oder sogar bereits deutlich wahrnehmbar ist. Der Kieler Süden ist ein gutes Beispiel dafür, wie “mehr Straße” keine Lösung ist. Statt einer in den 1970ern geplanten “Südspange”, die lediglich weitere Straßenbauprojekte nach sich zieht und das Problem von “Menschen wollen in die Innenstadt” nicht lösen wird, muss hier eine moderne Version des ÖPNV angeboten werden. Spätestens, wenn mehr Wohnraum geschaffen worden ist, werden Park & Ride-Systeme auch den Menschen aus dem Kieler Umland den Umstieg auf die Stadtbahn deutlich erleichtern und damit auch die Lebensqualität der Menschen in der Stadt verbessern. 

Es werden jedoch noch einige Jahre ins Land gehen, bis diese Stadtbahn auf ihren bereits geplanten und noch zu erweiternden Trassen fährt. Bis dahin gibt es noch viel zu tun, um die Menschen multimodal mit der Bahn zu verbinden – via Bus, Fahrrad und Fähre. Das Netz der Mobilitätsstationen wird genauso erweitert werden wie die Anzahl der Sprottenflotten-Räder in der KielRegion. Auch bei den vorhandenen Angeboten bleiben wir weiterhin am Ball. Die Busse der KVG werden immer weiter auf umweltfreundlichere Antriebe umgestellt und Kleinbusse tun ihr Übriges, um die Stadtteile Kiels miteinander zu verbinden – bei weniger Lärmemission.

Die gerade bestellten und noch kommenden Fähren der SFK werden durch Forschung und Entwicklung jedes Mal besser darin, unsere hochgesteckten Ziele schrittweise zu erfüllen.

Uns ist es wichtig, dass wir alle Kieler*innen und die Menschen, die uns besuchen, auf unserem Weg zu einer klimagerechten Stadt mitnehmen, ohne die dringend benötigten Veränderungen aus den Augen zu verlieren.

Wir freuen uns über Anregungen und Rückmeldungen, aber vor allem freuen wir uns auf euer Vertrauen, dass wir auch weiterhin das Wohl all derer Menschen im Blick haben werden, denen ein gutes, gesundes und klimafreundliches Zusammenleben wichtig ist.