Es gilt das gesprochene Wort!

Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin, liebe Ratskolleg*innen,

vielen Dank, sehr geehrter Herr Stadtrat Stöcken für Ihren Bericht und Ihrem Team für die hervorragende Arbeit.

Das Motto für den Bericht heißt „Daten für Taten“ – und genau dafür liefern Sie uns als Ratsversammlung, allen Ehren- und Hauptamtlichen, die sich für ein soziales Kiel einsetzen, eine hervorragende Grundlage.

Hinter jeder Zahl im Sozialbericht stehen Menschen. Menschen, für die wir Politik machen, für die wir diese Stadt gestalten wollen, denen wir Perspektiven geben wollen. Und vielleicht Hoffnung.

Und das gilt besonders für die Menschen, die der diesjährige Sozialbericht in den Mittelpunkt gestellt hat: zugewanderte Menschen, Menschen in Not, die in Schleswig-Holstein, hier bei uns in Kiel, Zuflucht suchen. Vor Verfolgung, vor Terror und Krieg, vor einer Armut, die ein Überleben kaum möglich macht.

Sie brauchen Perspektiven und Hoffnung. Und ein Dach über dem Kopf, gesundes Essen, Sprachunterricht, Schule, Gesundheitsversorgung – und natürlich brauchen sie eine wirtschaftliche Absicherung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz.

Auch wenn das einige in Deutschland anders sehen.

Dass der Schwerpunkt des aktuellen Sozialberichts Migration – so eine Dimension bekommt wie jetzt – ich glaube, das hätte sich auch die Verfasserinnen nicht vorstellen können. Eine AfD, die von „Remigration“ spricht. Das ist menschenfeindlich, demokratiefeindlich und kaltherzig.   

Wir sprechen von Menschen. Ein paar Fakten zur Einordnung:

Rund 73.500 Menschen mit Migrationshintergrund leben in Kiel. Im Jahr 2022 – im Betrachtungszeitraum (Corona fast vorbei, der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine schockiert die Welt) – stieg die Zahl um 0,8 Prozentpunkte um knapp 3.200 auf etwa 73.500.

In der gleichen Zeit hat die Zahl der Kielerinnen und Kieler ohne Migrationshintergrund leicht abgenommen: auf rund 175.000 (etwa 2000 weniger).

Zu erwähnen ist auch, Migrant*innen sind nicht nur Geflüchtete: Es sind auch Aussiedler*innen, Eingebürgerte und Ausländer*innen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen nach Kiel gekommen sind.

Die meisten Menschen mit Migrationshintergrund leben in Gaarden (59,8 Prozent) und Mettenhof (58,4 Prozent). Die stärksten Zuwächse gab es in Holtenau und in der Wik, weil dort die Gemeinschaftsunterkünfte sind.

Wir haben in Kiel Erfahrung gesammelt und Expertise in der Integrationsarbeit in den Jahren 2015/16 entwickelt, auf der wir aufbauen können bei der aktuellen Integration Geflüchteter. Der Sozialbericht benennt und ordnet die Fakten und die Zusammenhänge und gibt einen Überblick auf das breite Feld der Integrationsarbeit. In dieser kompakten Form gab es das bisher noch nicht.

2015 kamen fast eine Mio. Menschen aus Syrien, dem Irak, Afghanistan und anderen Ländern nach Deutschland. Nach dem Königsteiner Schlüssel (Wirtschaftskraft, Bevölkerungszahl) sind 3,4 Prozent nach Schleswig-Holstein gekommen. Und davon wiederum 8,4 Prozent nach Kiel.

In absoluten Zahlen waren das 2015 gut 2.500 Menschen, 2016 fast 1.300 – und in den Folgejahren jeweils etwa 300. Mit dem Beginn des Ukrainekrieges stiegen die Zahlen auf jeweils etwa 500 im Jahr.

Viele von ihnen, auch aus der Zeit ab 2015, sind noch da. Sie brauchen vielfältige Versorgungsangebote: soziale Integration in unsere Stadtgemeinschaft, Unterstützung bei Behördengängen, Dolmetscher*innen, Unterstützung bei der Organisation von Schulanmeldungen und bei Schulthemen, bei Kita-Besuchen, bei sozialen Kontakten, bei Arztbesuchen…

Und sie brauchen Wohnraum. Die Stadt hat seit 2015 mit viel Energie neue Unterkünfte bereitgestellt (am Schusterkrug, in der Wik, in Wohnungen und in Containerunterkünften).

Betreut haben dies die Träger*innen der freien Wohlfahrtpflege im Auftrag der Stadt. Und, das sei auch gesagt, ohne die vielen ehrenamtlich aktiven Menschen in der Stadt ginge das alles überhaupt nicht.

Dieses große, stadtweite Engagement war und ist eine Superleistung! Danke dafür!

Der Sozialbericht der Stadt stellt allen, die sich für Migrantinnen und Migranten einsetzen ein Spitzenzeugnis aus. Auch darauf möchte ich hier gern hinweisen.

Diese Leistung, diese Entwicklung in unserer Stadt macht Mut!

Wir stehen zusammen.

Wir lösen Probleme gemeinsam.

Wir nehmen Menschen, die unsere Hilfe brauchen, in unsere Mitte.

Vielen Dank