Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin, sehr geehrte Ratskolleg*innen, In Kiel sind 9 von 10 Obdachlosen männlich. 10 Prozent weiblich – 2000 Männer, 200 Frauen. In den letzten zehn Jahren ist die Zahl um ein Vielfaches angestiegen und besonders seit der Corona-Pandemie leben auch in Kiel immer mehr Menschen auf der Straße – und auch immer mehr Frauen. Im Lock-Down und danach hat es in vielen Wohnungen gekracht. Enger Raum, alle zu Hause, Geldsorgen, gesundheitliche Probleme. Manche, denen es vorher schon schlecht ging, die hat es dann ganz aus der Kurve getragen: Gewalt, Trennung, Armut, Obdachlosigkeit. Auch Frauen. Die Kieler Stadtmission kümmert sich in Kiel um sie: die Frauenberatungsstelle der Kieler Stadtmission in der Damperhofstraße 12, auch Caritas, DRK und AWO. Es gibt Anlaufstellen für Hilfesuchende: Tagescafés, Tagesstätten, Tafeln, kostenlose Notübernachtungen z. B. bei der Bahnhofsmission. Und doch finden wohnungslose, besonders wohnungslose Frauen oft nicht den Weg dahin. Weil die Scham zu groß ist. Weil sie nicht mehr können. Weil sie Angst haben. Das können wir nicht zulassen. Wir reden hier nicht über Statistik. Wir reden nicht über Fälle. Wir reden über Frauen, die inmitten einer Wohlstandsgesellschaft nichts mehr haben als vielleicht ihren Einkaufswagen mit Schlafsack und Decke. Und auch das ist oft ein Klischee. Wohnungslosigkeit von Frauen hat viele Gesichter. Und sie fällt oft lange nicht auf. Weil sie sich auch ihre Würde nicht nehmen lassen und auf sich achten, trotz allem. Weil sie bei irgendwelchen Leuten unterkommen, vielleicht Matratzenhopping machen. Für Frauen ohne Wohnung ist das Leben gefährlich. Viele haben bereits zu Hause Gewalt erlebt. Haben ein sicher geglaubtes Zuhause verloren. Und sie erleben auf der Straße wieder Gewalt. Unsere Aufgabe als Stadtgesellschaft ist es, dass genau dies nicht passiert. Wir müssen wohnungslose Frauen und die bestehenden Hilfen zusammenbringen. Wir wollen wissen: was fehlt? Wo sind die Klippen, dass Frauen keine Zugang zu bestehenden und guten Beratungsangeboten finden? Und vor allen müssen wir dafür sorgen, dass jede Frau ohne feste Wohnung ein sicheres Dach über dem Kopf bekommt. Ganz offenbar reichen die bestehenden Angebote nicht aus. Oder Angebot und Frauen finden nicht zueinander. Dann müssen wir besser unterstützen. Hilfe für obdachlose, wohnungslose Frauen ist Überlebenshilfe. Und das Wichtigste ist erstmal ein Dach über dem Kopf. Und wenn das ganze Leben ein Provisorium ist, dann ist es für mich das mindeste, dass die Unterkunft nicht auch noch eins ist. Kein Container. Sondern ein festes Haus. 200 Frauen. Das sind 200 Schicksale. In einer Stadt wie Kiel – 250.000 Einwohnerinnen und Einwohner – da müssen wir es schaffen, dass wir sie alle sicher und vernünftig unterbringen! Und auch nicht irgendwann, sondern in dieser Wahlperiode. Dafür setzen wir uns ein!