Es gilt das gesprochene Wort! Wir alle wissen, dass wir unsere Treibhausgasemissionen reduzieren müssen. Wir als Landeshauptstadt Kiel sind dabei schon gut davor, auch wenn noch viel zu tun bleibt. Wer – gerade in den letzten Tagen – in die Nachrichten schaut, wird wissen, dass sich der Klimawandel vielleicht bremsen, aber nicht komplett aufhalten oder gar umkehren lässt. Wir werden mehr Hitze- und Trockenperioden und mehr Starkregenereignisse bekommen. Damit dies nicht zu Katastrophen wie an anderen Orten führt, benötigen wir mehr unversiegelte, begrünte Flächen. Sie erfüllen eine doppelte Funktion: Sie helfen, Starkregen aufzunehmen, so dass mögliche Überflutungen vermieden oder zumindest reduziert werden. Bei Hitzeperioden bewirken sie Kühlung und damit den Schutz der Bevölkerung. Dies gilt nicht nur für vulnerable Gruppen wie ältere und kranke Menschen oder Kinder, sondern auch für „ganz normale“ erwerbstätige Menschen. Damit wird klar, dass unversiegelte, begrünte Flächen auch ein Wirtschaftsfaktor sind. Sie dienen dem Schutz der Menschen, sie fördern die für die Landwirtschaft überlebenswichtige Biodiversität und sie verringern Schäden durch Überflutungen. Die KN berichtete am 5. September, dass in Schleswig-Holstein zwischen 2002 und 2017 368 Starkregenereignisse Schäden in Höhe von 160 Mio. € verursacht haben. Obwohl wir diese Fakten kennen, werden auch bei uns in Kiel täglich neue Flächen versiegelt. Es ist wichtig, dass wir dies zunächst bilanzieren können, um dann zu einem Verzicht auf eine Netto-Neuversiegelung zu kommen. Hier liegt die Frage nahe, wie es dann gehen soll, noch neue Gewerbegebiete oder Wohnungen zu bauen – was wir beides definitiv in Kiel benötigen. Wir müssen dann schauen, wo wir entsiegeln können! Ich denke, da haben wir viele Potenziale: Wenn ich mir die Parkplätze an den unterschiedlichsten Discountern anschaue, dann sind diese fast überall durchgehend zu mehr als 80 % frei und ungenutzt. Viele Schulhöfe sind weitestgehend versiegelt. Es müssen dort zum Spielen auch versiegelte Flächen vorhanden sein – aber nicht alle. Selbst in Gewerbegebieten bestehen Potenziale: In der letzten Sitzung des Wirtschaftsausschusses wurde in dem vorgestellten Gutachten betont, dass ohne Nutzungseinschränkungen Potenziale zur Entsiegelung bestehen. Auch können wir darüber nachdenken, Flächen von Gebäuden mit Gründächern, nicht oder – da die ökologische Wertigkeit nicht ganz der unversiegelter Flächen entspricht – nur anteilig als versiegelt zu bewerten. Bei all dem müssen wir das Rad nicht neu erfinden. Viele Instrumente haben wir schon, wie etwa das von der Ratsversammlung beschlossene „Konzept Stadtgrün“ – das aber bisher praktisch nicht umgesetzt wird. Wo auch immer bestehende Konzepte und Instrumente (gegebenenfalls konsequenter und entschiedener) genutzt oder ergänzt werden können, sollte dies geschehen. Das Thema hat für unsere Stadt eine entscheidende Bedeutung. Daher freue ich mich, wenn wir dem Antrag, wie schon im Ausschuss, mit breiter Mehrheit zustimmen.