Haushaltsrede der sportpolitischen Sprecherin Daniela Sonders

Sehr geehrter Herr Stadtpräsident, liebe Mitglieder der demokratischen Fraktionen, liebe Anwesende!

Es klang heute schon einige Male durch:

Kommunalpolitik ist, wenn sich direkt vor der eigenen Haustür etwas verändert. Möglichst zum Guten. Das können augenscheinlich kleine Dinge sein, die jedoch für viele Menschen positive Auswirkungen haben. Ein Beispiel:

Meine Wünsche als Bürgerin zu vereinfachten Verwaltungsabläufen für ehrenamtlich geführte Sportvereine und vor allem eine aktualisierte, moderne Hallenverwaltung haben mich 2017 originär in die Kommunalpolitik gebracht. Das bedeutet vielen hier wahrscheinlich nicht viel. Aber Kiel bietet im Bundesvergleich schon sehr wenig Hallenkapazitäten – die Schulpolitiker*innen haben es heute alle noch einmal angesprochen. Daher ist es wichtig, zumindest das vorhandene gut und schnell zu verwalten. 

Das ringen um eine moderne Hallenverwaltung

Die Aussage, des damaligen Sportamtsleiters, dass – selbst wenn ich gewählt werden würde – eine solche modernere und irgendwann auch für alle Sportvereine transparentere Software nicht kommen würde, hat mich nach kurzem Schreckmoment eher bestärkt als abgewimmelt. 

2017 ist schon ein paar Tage her, aber als am letzten Donnerstag im Ausschuss für Schule und Sport die Vorteile der inzwischen eingeführten neuen Hallenverwaltung ausdrücklich gelobt wurden, und mir noch am selben Abend Menschen aus diversen Sportvereinen eine E-Mail der Verwaltung weiterleiteten, in denen aktiv Hallenzeiten ab dem neuen Jahr beworben wurden, bin ich schon ein paar Zentimeter gewachsen.

Es gibt sicher auch in diesem Raum viele Menschen, die sich ganz problemlos ohne Sportvereine bewegen – Radfahrern, Laufen, Fitnesscenter. Die einen Verein sogar eher als etwas verstaubtes, überholtes ansehen. Doch die Pandemie, die immer noch anhält, hat das vielzitierte Brennglas auch auf den Sport gerichtet. 

Vereinssport strukturiert den Alltag vieler Menschen

Ich hatte ab dem Frühjahr 2020 plötzlich fast täglich mit Menschen zu tun, die mit Wegfall des organisierten Sports auch einen wichtigen Teil ihres Alltags verloren haben. Seniorinnen, denen der eine Termin, in dem sie ihre kleine Wohnung verlassen haben, um unter bekannte Menschen zu kommen, deutlich fehlt. 

Eltern, die durch Kurzarbeit und Jobverlust neue Herausforderungen erlebten, und denen wir zumindest die Sorge, dass ihre Kinder nicht mehr zum Sport gehen könnten, mithilfe des Angebots „Kielkarte“ nehmen konnten. 

Unsere Kindersporttrainerinnen haben erlebt, dass Kinder, deren Eltern nicht gut deutsch sprechen, in der Zeit, in der nicht mal das gemeinsame Fußballtraining erlaubt war, in ihren Sprachfähigkeiten zurückgefallen sind.

Sportangebote für mehr Menschen zugänglich machen

Und deshalb benötigen Sportvereine unsere Unterstützung. Gerade mit Hinweis auf die immer noch zu geringe Kapazität der Hallenzeiten müssen wir die Vereine, die eigene Gebäude nutzen, bei der energetischen und klimafreundliche Sanierung unterstützen. Die Faustregel dabei: Die Stadt gibt 1 Euro für jeden Euro, den der Verein aufbringt. Und auch wenn wir in diesem Jahr ein wenig Anlaufschwierigkeiten hatten, bin froh, dass wir dieses Programm genauso fortführen wie die „Senior*innen in die Clubs“. Ein Kieler Projekt, aus unserem Haushalt gesichert, das dafür sorgt, dass ältere Menschen, die gerade mal Grundsicherung beziehen, unabhängig von ihrem Einkommen in Bewegung bleiben und unter Menschen kommen können. 

Im selben Atemzug bin ich froh darüber, dass wir den Kindern, die Kiel-Karten-berechtigt sind, nun dauerhaft aus dem Kieler Haushalt heraus das kostenlose Schwimmen ermöglichen. Ja, Schwimmkurse sind wichtig und ich bin froh, dass wir dank der hohen Kraftanstrengungen der Kieler Bäder und der Schwimmvereine so langsam wieder ein wenig Licht sehen bei der hohen Anzahl der Kinder, die in den Jahren 2020/21 nicht schwimmen lernen konnten. 

Doch ähnlich wie beim Lernen einer Sprache, müssen solche Fertigkeiten immer wieder trainiert werden. Doch wie, wenn die Förde eine große Anzahl von Tagen ziemlich kalt ist und der Eintrittspreis für die Schwimmhalle in einer ohnehin schon stark belasteten Geldbörse einfach nicht drin sind? 

Kostenlos schwimmen mit der Kiel-Karte

Daher danke ich der Fraktion der Linken, die mit ihrer Idee, einfach alle Kinder von nah und fern, aus den Umlandkreisen und den Touristengruppen gratis in Kieler Hallen und Freibädern schwimmen gehen zu lassen für ihre Maximalforderung. Auf diese Weise war mein Wunsch aus dem 2018er-Wahlkampf, das Angebot auf Kinder mit Kiel-Karte zu beschränken, plötzlich ein Vorschlag zur Güte, der deutlich leichter umsetzbar war. Perfekt! 

Man könnte meinen, ich würde jetzt sagen: „Ich habe fertig“ und würde die Kommunalpolitik wieder verlassen. Aber es gibt auch im Sport noch viel zu tun.

Schon 2018 haben mir die großen demokratischen Fraktionen in dieser Runde in einem interfraktionellen Antrag zugestimmt, dass ein umgebautes Holsteinstadion nicht nur für Bundesligaspieltage zur Verfügung stehen sollte. Im Gegenteil sollte ein solcher Ort, der bereits ein Grundstück versiegelt und ganz prima zu erreichen ist, auch für soziale Angebote zur Verfügung stehen – ich denke da noch immer an eine Sport-KiTa, einen Coworking-Space für ehrenamtliche Angebote oder Räumlichkeiten, in denen man sich als kultureller Verein, Institution oder Ortsbeirat treffen kann. Alles, ohne den heiligen Rasen zu betreten oder die Anwohner*innen durch übermäßigen Lärm zu stören.

Solche Räume sind in Kiel genauso Mangelware wie Sporthallenzeiten und so wie ich mich von der direkten Ablehnung der Hallensoftware nicht habe abschrecken lassen, werde ich auch hier nicht lockerlassen, ehrenamtlich im Sport tätige Menschen auch praktisch zu unterstützen.

Vielleicht haben ja schon einige Fraktionen in unser frühzeitig erschienenes grünes Wahlprogramm geschaut und das erheblich vergrößerte Sport-Kapitel entdeckt. Deshalb nur ganz fix:

Mehr Menschen ins und aufs Wasser bringen

Ich will mehr Kinder nicht nur ins, sondern auch aufs Wasser bringen. Erwachsene natürlich auch. 

Ich will es schaffen, dass Menschen ALLER Altersgruppen unabhängig von ihrem Einkommen in Gruppen Sport treiben und sich austauschen können. 

Ich will, dass Eltern ihre Kinder beruhigt zum Sport schicken können, weil Netzwerke funktionieren und ausreichend Übungsleiter*innen zur Verfügung stehen. 

Wir brauchen mehr Angebote mit echter Inklusion

Ich will mehr Angebote, die nicht einfach „Behindertensport“ sind, sondern in denen echte Inklusion geboten wird. Wer wie ich regelmäßig erlebt, wie gehbehinderte Kinder Gleichaltrige an der Spielekonsole coachen, erkennt: eSport muss weiter gefördert werden. 

Doch auch in der realen Welt, im öffentlichen Raum benötigen wir noch viel mehr Sportmöglichkeiten. Diese sollen nicht in Konkurrenz zu Spielplätzen oder mehr Stadtgrün stehen, im Gegenteil. Der Blick in andere Städte ähnlicher Größe wie Kiel zeigt: Es geht. 

Und es muss gehen. 

All diese Dinge in einer Stadt mit begrenzter Fläche und begrenztem Budget unterzubringen, wird eine der Herausforderungen der nächsten Jahre sein. 

Ich danke ausdrücklich noch einmal den Sportpolitikern in dieser Runde, die in den letzten Jahren sehr häufig fraktionsübergreifend richtig gut und vor allem mit einem ehrlichen Blick in die Augen zusammengearbeitet haben. Auch wenn nicht alle hier vertreten sind, wird der Dank hoffentlich weitergeleitet. Und wenn einige im nächsten Jahr vielleicht nicht mehr dabei sind, hoffe ich doch, wir bleiben – zum Beispiel über unser Herzensthema ­– weiter in Kontakt.

Vielen Dank.

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.