Es gilt das gesprochene Wort! Letzten Sonntag sind ca. 8.000 Menschen auf die Straße gegangen. Ich war stolz, dass so viele Menschen auf die Straße gegangen sind. Sie sind unter anderem wegen mir, meinen Eltern und meinen Kindern und anderen Menschen die eine ähnliche Biografie wie ich haben auf die Straße gegangen. Wir sind auf die Straße gegangen. Wir sind auf die Straße gegangen, weil wir in den letzten Jahren eine bedenkliche Zunahme des Rechtsdrucks in Deutschland erleben. Wir sind auf die Straße gegangen, weil wir uns alle gut noch an Mölln, Solingen, NSU und Hanau erinnern und ganz genau wissen was rechtsextreme Ideologie in Deutschland anrichten kann. Nämlich Hasserfüllte Mordanschläge, die keine Einzelfälle waren. Wir sind auf die Straße gegangen, weil rechtsextreme Gewalt Realität in Deutschland ist. Rassismus ist Realität in Deutschland. Rassismus, der Menschen täglich verletzt, ausgrenzt, ihrer Würde beraubt. Tagtäglich erleben wir, dass unsere Demokratie nicht immun dagegen ist, am Sonntag haben wir sie aufs Neue verteidigt, wir haben Rassismus klar beim Namen benannt und sind geschlossen gegen Hass, Hetze und jegliche Form der Menschenfeindlichkeit auf die Straße gegangen. Am Sonntag waren wir uns alle einig, dass die AfD immer mehr ihr wahres Gesicht zeigt. Dieses Gesicht ist rechtsextrem, menschenfeindlich und demokratiefeindlich. Damit stellt sich die AfD außerhalb unserer Gemeinschaft. Sie hat sich in Kiel längst disqualifiziert und am Sonntag haben wir den Rassist*innen und Rechtsextremist*innen ganz klar die rote Karte gezeigt. Ich werde nicht müde zu betonen, Kiel ist eine bunte, eine vielfältige, eine tolerante Stadt. Diesen Reichtum lassen wir uns von Rassist*innen, Rechtsextremist*innen und Menschenfeind*innen nicht nehmen. Und Freunde und Bekannte, die mir sagen, Samet aufgrund der gegenwärtigen Entwicklungen habe ich Angst in Deutschland zu leben, möchte ich beruhigen und mit ruhigem Gewissen antworten, dass sie keine Angst haben müssen. Mind. 8.000 Menschen stehen vor Ihnen. Mindestens 8.000 Menschen in Kiel stehen vor Jüdinnen und Juden, Muslim*innen, Sinti*zze und Rom*nja, Menschen mit Behinderung, BPoC und queeren Menschen. Ich will nicht in einem Land leben, in dem Menschen Angst haben. Es ist an der Zeit, klar und laut zu sagen: Wir akzeptieren keinen Raum für Hass, Diskriminierung oder Extremismus in unserer Stadt. Es ist jetzt auch nicht mehr die Zeit des Überrascht- und Entsetztseins. Jetzt ist die Zeit sich für mehr Demokratie einzusetzen. Jetzt ist es an der Zeit, dass Demokrat*innen enger zusammenrücken. Jetzt ist die Zeit, aufzustehen, Haltung zu zeigen und aktiv zu werden: Gegen Rassismus und gegen jede Art der Menschenfeindlichkeit. Abschließend möchte ich sagen, lasst uns diese Aktuelle Stunde in der ersten Ratsversammlung 2024 nicht nur als Appel verstehen, sondern als Startschuss unter Demokrat*innen, die sich über Parteigrenzen und politische Unterschiede hinwegsetzt. Wir alle hier sind die Hüter*innen der Demokratie und es liegt in unserer Hand, das friedliche Zusammenleben in dieser Stadt, das wir so lange genossen haben weiter hochzuhalten.