Es gilt das gesprochene Wort! Sehr geehrte Stadtpräsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, gerne wird bei satirischen Anträgen Kurt Tucholsky zitiert: „Satire darf alles!“ Keine Ahnung, ob Satire wirklich alles darf. Aber eine Satirepartei darf natürlich fast alle Anträge stellen. Hier ist es mal wieder soweit. Ich habe für die Anträge des Kollegen Schröter immer ein Ohr offen. Ich habe den Humor dafür und außerdem steckt ja zumeist etwas Wahres darin. Welche Inhalte haben wir denn hier vorliegen? Die Stadt Kiel soll den Bereich des Möbeldiscounters für einen symbolischen Euro pachten. Schön, aber wohl Satire. Leider werden wir Kurt Krieger nicht zwingen können seine Gebäude für symbolische Beträge zu verpachten. Aber versuchen wir mal die Hintergründe des Antrages aufzugreifen. Und weil ich in Satire vermutlich nicht so gut bin, wie Du, lieber Ove, versuche ich es mal anders. Mit einer Metapher! Was nämlich Herr Krieger hier macht erinnert mich durchaus an meine Studienzeit, in der ich jobmäßig in der Gastronomie unterwegs war. Ich sehe jetzt mal Kurt Krieger als den Kellner in dieser Geschichte. Und die Stadt Kiel und alle ihre Bürgerinnen und Bürger sind wohl die Gäste dieses Kellners. Und an was denke ich bei diesem Vergleich? Da haben wir als Gast irgendein Essen bestellt und erwarten es nun auch zu bekommen. Zum Beispiel das Essen „Möbelhaus-Discounter“! Ich gebe zu, dass wir als Grüne auch etwas Anderes auf dem Gelände des Prüner Schlags wollten, seien es Kleingärten oder zumindest eine sinnvolle Nutzung. Aber dahin brauchen wir jetzt nicht zurück zu gehen, denn die Speisekarte von vor 10 oder 15 Jahren ist ohnehin nicht mehr im Angebot. Zurück zu unserem bestellten Essen: Unser Kellner Herr Kurt Krieger hat wohl gerade keinen Möbelhaus-Discounter mehr in seiner Küche. Kann passieren, aber was macht man dann als guter Kellner? Man geht zu seinem Gast und fragt, was es denn sonst sein soll. Und dann findet man zusammen eine geeignete Alternative. Und womöglich wird das Restaurant an dieser Alternative weniger verdienen, als es sich erhofft hat. Aber man tut dies, weil der Kunde König ist. Herr Krieger ist aber so ein schlechter Kellner, dass er das Kommunizieren mit seinem Gast einfach vergessen hat. Oder es vergessen wollte. Er bringt uns nämlich ohne uns zu fragen einfach ein anderes Essen: nämlich einen „Riesenfahrradmarkt“! Und so geht es einfach nicht! Vermutlich wird uns Herr Krieger gerade nicht zuhören, aber um mal bei der Metapher des Restaurants zu bleiben. Vielleicht schaut er ja morgen in unser Gästebuch, also in die Kieler Nachrichten. Und deshalb ist die Kritik hier auch wichtig! Und diese Kritik hat der Antrag natürlich auf satirische Weise gut dargestellt. Was wir aber brauchen im Umgang mit dem Prüner Schlag, das ist weder ein satirischer Ansatz, noch eine Entscheidung des Eigentümers nach seinem eigenen Ermessen. Zum Glück haben wir auch Einfluss auf seine Entscheidungen, auch wenn Herr Krieger das nicht gefallen mag: Stichwort B-Plan! Was wir also brauchen ist ein offener und fairer städtischer Dialog über eine andere Nutzung. Was wollen wir dort? Wie kann man die Immobilie im Sinne der Stadtgesellschaft sinnvoll nutzen? Das müssen wir klären! Ja, ein Kleingartenvisualisierungszentrum ist ein Vorschlag. Aber ich glaube nicht der Geeignete. Anders als das Meer, in seiner weltweiten Ausbreitung und Funktion, anders als Museen, die einzigartige Kunstwerke präsentieren, die einen geschützten Raum brauchen, anders als Orchester und Theater, die geeignete Bühnen für ihre Auftritte brauchen, anders als all diese Einrichtungen brauchen unsere Kleingärten zum Glück kein Museum. Sie sind da und man kann sie überall in der Stadt erleben und besuchen, auch wenn wir im Prüner Schlag leider viele verloren haben. Ich hoffe aber, dass Herr Krieger die Intention dieses Antrages versteht und wahrnimmt. Und dass er endlich anfängt mit der Stadtgesellschaft, der Politik und der Stadtspitze zu reden und gemeinsam Lösungen zu finden. Denn wir wollen dort sicher keinen Leerstand in einem Neubau, Das passt nicht in unsere Zeit und auch nicht in unsere Stadt. Wir wollen aber auch keine alles erschlagende Konkurrenz für den Kieler Fahrradhandel. Wir lehnen den Antrag ab, aber ich bedanke mich für die Denkanstöße und hoffe sie erreichen auch den Richtigen. Vielen Dank!