Zur heutigen Aktuellen Stunde in der Kieler Ratsversammlung mit dem Titel „Wohnraum statt Kriegshafen – Ausverkauf der Stadt stoppen“ (Drs. 0774/2025) nehmen Ratsherr Dr. Samet Yilmaz (Co-Vorsitzender) und Ratsfrau Janine Blöhdorn (Mitglied im Konversionsbeirat Holtenau-Ost) der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen wie folgt Stellung: 

„Kiel steht vor einer doppelten Herausforderung: Wir müssen unsere Stadt als lebenswerten Wohnort stärken – und gleichzeitig als verantwortungsbewussten Teil einer wehrhaften Demokratie ihren Beitrag zur Sicherheit leisten. Für uns ist das kein Widerspruch, sondern eine gemeinsame Aufgabe moderner Stadtentwicklung“, hebt Dr. Samet Yilmaz hervor. „Die Debatte um das MFG-5-Gelände in Holtenau-Ost bewegt viele Menschen – zu Recht. Hier geht es nicht nur um Flächen, sondern um Zukunft. Wir nehmen die Absichten der Bundeswehr, das Gelände zurückzukaufen, sehr ernst. Aber wir erwarten auch, dass dieser Prozess transparent, faktenbasiert und abwägend verläuft. Kiel darf keine Stadt werden, in der Sicherheit gegen Wohnraum ausgespielt wird. 

Warum braucht die Bundeswehr ausgerechnet dieses Gelände? Gibt es tragfähige Alternativen? Welche Mehrwerte – wirtschaftlich, technologisch, arbeitsmarktpolitisch – entstehen tatsächlich für die Stadt? Klar ist: Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum. In Holtenau-Ost sollten rund 2.250 Wohneinheiten entstehen. Für junge Familien, für Fachkräfte, für Menschen, die sich ein Zuhause in Kiel wünschen. Wenn wir diese Fläche verlieren, verlieren wir nicht nur Boden – wir verlieren Gestaltungsfreiheit. Und das können wir uns nicht leisten.“ 

„Wenn Holtenau-Ost als Wohnbaufläche wegfällt, verlieren wir den zentralen Hebel zur Entspannung des Kieler Wohnungsmarkts“, betont Janine Blöhdorn. „Trotz neuer Unsicherheiten halten wir an der bisherigen Planung fest .Parallel dazu fordern wir die systematische Prüfung aller bestehenden Flächenpotenziale in Kiel. Aber eines ist klar: Wir wollen keine reflexhafte Ausweitung der Siedlungsflächen ins Grüne, wie sie derzeit von anderen Fraktionen ins Spiel gebracht wird. Eine zukunftsfähige Bodenpolitik muss sparsam und nachhaltig sein. 

Die Bundeswehr muss – wenn sie Teile des Geländes übernehmen sollte – auch Verantwortung für die Stadt übernehmen: durch Wohnungsbau für eigene Angehörige, durch Flächentauschoptionen, durch Mitdenken und Mitgestalten. Es kann nicht sein, dass Kiel seine Planungsarbeit, seine Visionen und seine soziale Verantwortung einfach aufgibt, nur weil der Bund auf einmal andere Pläne hat. 

Deshalb unterstützen wir die Einrichtung einer internen Taskforce der Stadtverwaltung, die alle Fäden zusammenhält. Und wir erwarten als Ratsversammlung, in diesen Prozess eingebunden zu werden. 

Kiel braucht Sicherheit – und Wohnungen. Beides. Nicht entweder-oder. Und es braucht Weitblick: Denn kurzfristiger Ausverkauf bringt uns langfristig nichts.“