Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleg*innen, liebe Kieler*innen, die sie uns heute verfolgen!
Wenn es nach mir allein ginge – ich würde den Kulturhaushalt niemals kürzen. Punkt. Und es stimmt mich traurig, dass wir heute wieder über diese schmerzhaften Einschnitte diskutieren müssen.
Die Haushaltslage ist unbestreitbar schwierig. Die leeren Kassen zwingen uns zu harten Entscheidungen, und leider müssen in nahezu allen Bereichen Einschnitte hingenommen werden. In dieser Situation stehe ich solidarisch zu meiner Fraktion und dem schwierigen Abwägungsprozess, den wir gemeinsam durchlaufen haben.
Es ist aber grundfalsch, Kulturangebote als sogenannte „freiwillige Leistung“ zu definieren und sie damit in schwierigen Haushaltslagen zur Verhandlungsmasse zu machen! Diese Einordnung führt dazu, dass Kürzungen im Kulturbereich immer als erstes zur Diskussion stehen und das ist eine Fehlentscheidung mit schwerwiegenden Folgen.
Kultur ist kein Luxus. Kultur ist systemrelevant! Kultur ist die Seele unserer Stadt – sie ist es, die das Leben in Kiel lebenswert macht.
Kultur schafft Räume der Begegnung. Ob im Theater, im Museum, im Literaturhaus oder in den soziokulturellen Zentren, hier begegnen wir uns als Gesellschaft. Hier tauschen wir uns aus, diskutieren, streiten und finden zusammen. Kultur stiftet Identität und Zusammenhalt. Sie ist das Fundament unseres Miteinanders!
Und ja, Kultur ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor! Die Kulturwirtschaft sichert tausende Arbeitsplätze in unserer Stadt. Sie bringt Menschen in unsere Innenstädte, belebt das Stadtleben und macht Kiel als Standort attraktiv für Fachkräfte und innovative Unternehmen.
Und jetzt wird der Rotstift angesetzt. Dabei umfasst der Kulturhaushalt eh nur ca. 2,1% des Gesamthaushaltes! Und davon geht nur ein minimaler Bruchteil an die freie Szene, an diejenigen, die mit wenig Mitteln Unglaubliches leisten.
Meine Damen und Herren, eines müssen wir klar sagen: Mit diesen Kürzungen werden wir das finanzielle Defizit nicht lösen. Was wir hinterlassen, ist ein Scherbenhaufen – ein kultureller Scherbenhaufen, der am Ende teurer werden könnte als das, was wir heute einsparen wollen.
Bei aller Anerkennung der schwierigen Haushaltslage: Diese Kürzungen treffen unsere Stadt ins Mark. Wir dürfen nicht die Seele Kiels opfern! Deshalb werde ich weiter für eine angemessene Kulturfinanzierung kämpfen – heute wie in Zukunft.
Trotzdem – und mir fällt dieses Wort nicht leicht – werde ich heute dem Haushalt zustimmen. Schweren Herzens. Nicht, weil ich diese Kürzungen gutheiße, sondern weil ich die Verantwortung für den Gesamthaushalt trage. Aber lassen Sie mich eines deutlich sagen: Dies ist keine Zustimmung zum Abbau von Kultur, sondern eine erzwungene Entscheidung in einer ausweglos scheinenden Situation.
Ich werde weiterkämpfen – für eine Kultur, die nicht verhandelbar ist.