Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Stadtpräsidentin,
liebe Anwesende,

den Hinweis zum Titel „Glaube, Liebe, Hoffnung“ brauche ich nächstes Mal früher, dann trage ich auch nicht nur Schwarz. Ich trage es, nicht weil alles traurig ist, nicht weil wir die schwarze Null haben, sondern einfach, weil ich mir für meine Mandatsvergütung mal ein Hemd in einer anderen Farbe gekauft habe. Übrigens hatten wir zur Kieler Woche jeweils zwei Taxigutscheine in den Taschen, welche wir in der Ratsversammlung erhalten haben. Gleichzeitig bekommen wir eine Mobilitätspauschale und den Shuttle-Service von Audi zur Kieler Woche. Vielleicht sparen wir uns die Taxis und haben dann zumindest wieder eine kleine Einsparung für den Haushalt.

Zurück zum Sport.
Ein Medizinball, ein Hantelset, eine Gewichtsweste, 4 Terrabänder, ein Kettleball, ein Balanceboard, ein Kniebeuge-Board, zwei Slide-Pads, ein Bauchroller, ein TRX-Schlingtrainer, ein Tischfahrrad, zwei Yogamatten, diverse Pilates-, Tennis- und ein Handball und schließlich ein 9 Meter langes und 7 Kilo schweres Trainingsseil.
Man könnte annehmen, dass sich all das in einer Sportbox befindet. Da könnte es auch drin sein, aber momentan befinden sich all diese Gegenstände, zum Leidwesen meiner Frau teilweise im Keller, Büro oder im Wohnzimmer unserer drei Zimmer-Wohnung. Aber man kann alternativ solche Dinge auch in einer Sportbox unterbringen, wie sie bereits an der Katholiken-Wiese steht.

Diese ist in diesem Jahr schon 1084 Male von Bürger*innen genutzt worden, was gemessen an anderen Städten, eine gute Nutzung darstellt. Die Sportbox ermöglicht Individualität, ist nicht an Öffnungszeiten gebunden und vor allem kostenfrei für die Bürger*innen. Gleichzeitig ist sie in vielerlei Hinsicht nachhaltig. So muss sich nicht jede Person die eigene Wohnung vollstellen und die Box selbst, ist aus recyclebarem Beton und Metall hergestellt und versorgt sich autark mit Strom aus der eigenen Solarzelle.

Das Aufstellen weiterer Boxen im Kieler Stadtgebiet unterstützt Menschen, die aus verschiedensten Gründen nicht in einen Sportverein eintreten, Mitglied in einem Fitnessclub werden wollen oder sich die Sportgeräte privat nicht leisten können.

Als gesundheits- und sportpolitischer Sprecher meiner Fraktion bin ich per Definition über jeden Menschen froh, der sich überhaupt bewegt.

Froh bin ich auch über die gute fraktionsübergreifende Zusammenarbeit mit meinen demokratischen Kolleg*innen im Sportausschuss. Mag sein, dass Sport auch eher das „Kumpel-Thema“ unter den sonstigen politischen Themen ist. Das wir uns trotz unterschiedlicher „Vereinsfarben“ so gut verstehen und konstruktiv zusammenarbeiten finde ich dennoch bemerkenswert und ich wünsche mir, dass es noch lange so bleibt. Und Grüße gehen dabei auch an die Kolleg*innen der FDP raus. Als Zweiergespann könnt ihr nicht überall sein, aber wenn ihr in den Sportbereich kommt, seid ihr mir auch herzlichst willkommen.

Und dieses Phänomen aus dem Ausschuss lässt sich eins zu eins in den sportlichen Alltag übertragen. Man muss nicht dieselben Ansichten haben oder Sprache sprechen, um gut miteinander Sport zu treiben und beispielsweise Handball zu spielen. Ich muss das wissen, habe ich jahrelang mit einem Gehörlosen in der Handballmannschaft gespielt und der hat besser gespielt als manch einer, der sich verbal verständigen konnte. Man lernt sich durch den Sport kennen und schätzen. Diese Erkenntnis ist, passend zum Thema, „spielentscheidend“ für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

Wir leben in einer Zeit, in der deutschlandweit über eine Gruppe geflüchteter Menschen in Kiel berichtet wird und eine bestimmte Partei den gefühlten Nationalen Notstand ausrufen will. Das in Deutschland ca. 25.000 Reichsbürger leben, die mit ihren Waffen den Umsturz der „Firma“ Deutschland planen wird von diesen Parteien stillschweigend, man könnte meinen wohlwollend, hingenommen.

Ich stelle mal die Frage: wie nennt man eine farbige Frau, die in Deutschland ein Flugzeug fliegt. Und allen die nicht sofort gedacht haben „die nennt man Pilotin“ sage ich: Die Zeit, die ihr zur Beantwortung gebraucht habt, das ist Rassismus, bzw. Fremdenhass. Und bei manchen im Raum erkenne ich, dass sie immer noch auf der Suche nach der Antwort sind.

Es entstehen Wahnsinnskosten für Polizeieinsätze, Anwohner*innen werden belästigt, Menschen pissen einfach an irgendwelche Hauswände, Menschen müssen nach körperlichen Auseinandersetzungen medizinisch versorgt werden und es gibt eine Geräuschbelästigung für alle in der Nachbarschaft und natürlich den Müll. Und Sie ahnen es schon, ich rede vom randalierenden Fußballfan.  Bei manchen hier im Raum weiß ich, dass sie an andere Menschen gedacht haben und es waren sicher nicht die deutschen Urlauber*innen auf Mallorca, obwohl das auch da passen würde.
Ich schlage vor, dass wir weiterhin allen Menschen unsere Hilfe zukommen lassen, die danach fragen. So hat ein Kieler Leichtathletikverein eine junge geflüchtete Ukrainerin aufgenommen, fit für eine Meisterschaft in Deutschland gemacht und sie hat dort sogar gewonnen und alle Beteiligten sind von der Peter-Petersen-Stiftung dafür zurecht geehrt worden. Dieses Engagement ist nur ein Beispiel von vielen, zum Glück.

Manchmal denke ich, wir sollten allen Hilfesuchenden einen deutschen Fußball-Fanschal ihrer Wahl schenken, denn er scheint der Schal der Akzeptanz zu sein. Zumindest wenn man den kruden Argumentationen der vielseitig unbegabten AfD glaubt. Denn das wir beispielsweise im Fußballstadion jeden Bums festschrauben und jeden Stein entfernen müssen, damit nicht irgendein Lümmel damit aufs Spielfeld wirft ist keine importierte Gewalt. Die Geflüchteten haben andere Wünsche, als zum Fußball zu gehen. Und im Sinne der unzureichenden Schwarz-Weiß-Logik: Wenn Achim am Wochenende randalieren darf, darf Achmet das auch, solange er seinen „deutschen“ Fanschal trägt.

Nach diesem kleinen Ironie-Block schlage ich nun die Brücke zur Gesundheit, auch wenn es in dieser Rubrik keine Anträge gibt.

Jede 5. Person in der Gesundheits- und Krankenpflege hat eine Migrationsgeschichte.
Ein Bürger aus Dietrichsdorf lebt seit 8 Jahren in Deutschland und floh aus dem Jemen. Er hat einen Abschluss in Elektrotechnik, welcher hier nicht anerkannt wurde und nun macht er eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer. Eine andere Frau aus Syrien, hat Jura studiert, was hier nicht anerkannt wurde. Ihre Kinder sind hier aufgewachsen, ihre Söhne studieren an der FH, die jüngste Tochter geht noch zur Grundschule und hat gerade den Füller-Führerschein gemacht. Nicht mal ein Handtuch auf eine Badeliege zu legen ist so deutsch, wie der Füller-Führerschein.

Wir brauchen alle Menschen, die zu uns kommen. Nicht nur für den Gesundheitsbereich, aber eben gerade dort, weil die Situation dort extrem angespannt ist und uns das Ganze sonst bald um die Ohren fliegt. Kiel hat keine eigene kommunale Pflegeeinrichtung mehr, das Tafelsilber ist weg und das spürt man.
In Mettenhof bricht die Pflegeversorgung weg, obwohl genau dieses Angebot vor wenigen Jahren noch den Pflegepreis bekommen hat und wir müssen anfangen uns nicht nur um die Symptome des Pflegenotstands zu kümmern, sondern auch mehr auf Prävention setzen.

Ein ganz großes Lob und Dank an Dr. Maike Benson und ihr Team, die sich für das Landesmodellvorhaben „kommunale Präventionsketten“ beworben haben. Die Kinder in Kiel werden immer kuscheliger und wer den letzten Sozialbericht gelesen hat, weiß, dass es auf dem Ostufer besonders schlecht um die Gesundheitsvoraussetzungen der Kinder steht.
Falls wir den Zuschlag vom Sozialministerium bekommen, ist das großartig. Falls nicht müssen wir die Probleme trotzdem angehen und spätestens dann brauchen wir eigenes Geld dafür. Denn wir können es uns nicht leisten, uns die kommunalen Präventionsketten nicht zu leisten.

Noch ein Hinweis zu den AfD Haushaltsforderungen:

Weniger Ausgaben für Kultur.
Weniger Ausgaben für Bildung.
Festhalten an fossilen Energie.
Weniger Ausgaben für Menschen, die sich nicht nur männlich oder weiblich sehen.
Freiheit, aber nur für bestimmte Menschen.

Da hat gerade das Jahr 1945 angerufen und will seine Haushaltsforderungen zurück, die Sie da offensichtlich geklaut haben.

Und als ihr gesundheitspolitisches Gegenüber bin ich pflichtbewusst auch um Sie besorgt und empfehle Ihnen, die Ursachen Ihres Realitätsverlusts abklären zu lassen. Diese können zwar manchmal auch physisch sein, aber irgendwas sagt mir, das ist es nicht. Und wenn Sie sich kümmern, tun Sie es nicht nur in homöopathischen Mengen, gönnen Sie sich die volle Dröhnung.

In diesem Sinne gute Besserung.

Und an alle anderen vielen Dank.

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