Schulabsentismus – mit Handschellen in die Schule?


Die Fraktionssprecherin der Grünen Landtagsfraktion Eka von Kalben nimmt Stellung zum Thema Schulabsentismus: „Mit Handschellen in die Schule? Das lehnen wir ab.“

Immer wieder verweigern sich Kinder und Jugendliche dem Schulbesuch. Nach der Corona-Krise wird dies in den nächsten Monaten allen Voraussagen nach zunehmen. Die Bildungsministerin Karin Prien besteht auf die Schulpflicht und sieht auch Polizei und Justiz in der Verantwortung den Schulbesuch durchzusetzen. Tobias von der Heide, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, weist auf ernste Hintergründe von Schulabsentismus hin und berichtet von Eltern, die Kinder bewusst zum Schwänzen auffordern. Und Ralf Stegner (SPD) fordert einen sensiblen Umgang mit jungen Menschen. Alle sind sich einig, dass Kinder und Jugendliche in die Schule gehören.

Das alles ist in der Ausgabe der Kieler Nachrichten vom 16. Juni 2021 zu lesen. Wer nicht zu Wort kommt, sind Kinder und Jugendliche – diejenigen, die sich dem Angebot von Schule verweigern. Eka von Kalben spricht aus, was leicht in Vergessenheit gerät. Wir müssen uns fragen, mit welchem Recht wir die Schulpflicht durchsetzen wollen oder ob es Hilfsangebote braucht, die selbstkritisch nachfragen, warum Kinder und Jugendliche nicht in die Schule gehen wollen. Es ist einfach, das Verhalten Kinder und Jugendliche zu problematisieren, Probleme mit Schule zu individualisieren. Vielleicht ist das Angebot der Schulen aber das eigentliche bzw. ein Teil des Problems, wenn am Frühstückstisch Kinder Bauchschmerzen bekommen. In jeder Schule gibt es auch ungerechte Lehrkräfte, langweiligen Unterricht und fehlende Gestaltungsmöglichkeiten. Kinder und Jugendliche fühlen sich nicht ernst genommen oder bekommen regelmäßig abwertende Rückmeldungen. Als Erwachsene würden wir uns derartigen Verhältnissen möglichst entziehen.

Schulabsentismus hat vielfältige Gründe. Schulpflicht ist eine Errungenschaft und gleichzeitig eine Verpflichtung. Dazu gehört auch ein selbstkritischer Blick aller Mitarbeiter*innen im Schulsystem auf das Angebot, dass Kindern und Jugendlichen gemacht wird. Die heutige Schule entspricht nicht den Forderungen der Bildungsforschung – noch nicht.

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